Meine Ausbildung zur Ergotherapeutin neigt sich so langsam dem Ende. Eigentlich ist gar nicht langsam, sondern ziemlich schnell. Die Zeit fliegt regelrecht dahin. Es ist mittlerweile schon über 3,5 Jahre her, dass ich die Ausbildung an der BBA Oldenburg begonnen habe.

Ein Jahr vorher habe ich mich dafür beworben und dafür musste ich ein Motivationsschreiben für die Ausbildung verfassen. Genau dieses Motivationsschreiben ist mir vor Kurzem wieder in die Hände gefallen und ich musste es direkt lesen. Ich wollte wissen, was ich damals geschrieben habe. Ich dachte, jetzt, da ich doch schon recht lange in der Ausbildung bin (mit Unterbrechung durch die Elternzeit), würde ich mit Sicherheit anders darüber denken.

Über mein Interesse am Beruf schrieb ich beispielsweise: „Ich habe den Wunsch, Menschen zu fördern, zu unterstützen und zu beraten, was ich als Ergotherapeutin machen könnte. Mir gefällt, dass die sinnvolle Förderung den Betroffenen zu mehr Selbstständigkeit verhelfen kann.“ An dem Punkt bemerkte ich, dass sich rein gar nichts geändert hatte.

Mittlerweile habe ich schon insgesamt mehr als neun Monate Praktikum hinter mir. Die Praktika habe ich in drei verschiedenen Bereichen gemacht: Funktionell Kinder, funktionell Erwachsene und Arbeitstherapie. Mein Examenspraktikum werde ich psycho-sozialen Bereich absolvieren. Ich mag an der Arbeit als Ergotherapeutin, dass wir so alltagsnah arbeiten. Ich mag die Sichtweise auf den Klienten, welche nicht nur die Funktionsdefizite mit einbezieht, sondern auch die Auswirkungen auf den Alltag, die Aktivitäten und die Teilhabe. Außerdem werden Umwelteinflüsse mit einbezogen.

So ist es manchmal gar nicht wichtig, an einem bestimmten Funktionsdefizit zu arbeiten, wenn dieses für den betroffenen Klienten überhaupt nicht relevant ist. In so einem Fall hat er selbst auch nicht den Wunsch diesen Bereich zu verändern und wird in der Therapie weniger gut mitarbeiten (weniger Compliance oder auch Adhärenz zeigen).

Ich mag den handlungsorientierten Ansatz der Arbeit, welcher nicht mehr nur stupide Funktionsübungen in der Therapie vorsieht. Dabei schaue ich dann, wo genau die Probleme bei einer Handlung sind und arbeite mit den Klienten an diesen Problemen von der Handlung ausgehend.

Weiter habe ich in den Motivationsschreiben über meine Erwartungen bezüglich der Ausbildung geschrieben. Dort habe ich von der vielseitigen Arbeit und den damit verbundenen unterschiedlichen Behandlungsmethoden geschrieben. Außerdem habe ich von Krankheitslehre und anatomischen Grundlagen geschrieben, welche ich erlernen wollte.

Jetzt, so kurz vor Abschluss des theoretischen Teils der Ausbildung (mit Ausnahme der Prüfungen natürlich), kann ich sagen, dass ich den letzten Jahren unglaublich viel lernen durfte. Ich bin ein sehr wissbegieriger Mensch und ja, ich lerne auch gerne Neues, was mir unglaublich leicht fällt, wenn es mich interessiert.

Interesse hatte und habe ich im Bereich der Ergotherapie sehr Großes, sodass ich mich schon auf die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung freue. Ich hätte vor vier Jahren nicht gedacht, dass ich an einer Situation eines Klienten so viel erkennen kann, sowohl was seine Defizite aber auch was seine Ressourcen betrifft. Ich hätte nicht gedacht, dass ich davon ausgehend eigenständig eine Therapie planen kann, die ihm auch wirklich etwas bringt.

Doch genau das habe ich gelernt und ich möchte mich hier auch bei meinen Lehrern bedanken, die ihren Job wirklich gut machen (auch wenn sie es vermutlich niemals lesen werden)!

Vor mehr als vier Jahren habe ich mich für die Ausbildung zur Ergotherapeutin beworben und stehe nun kurz vor dem Abschluss. Und es ist jetzt für mich noch klarer, als es das vor vier Jahren war: Ergotherapie ist genau das Richtige für mich!