Kathrin Bornholt ist u.a. Trage- und Schlafberaterin, sowie pädagogische Beraterin in Bremen. Seit Kurzem ist ihr neuestes Projekt urlaub-mit-familienbett.de online. Was dahinter steckt, wer Kathrin ist, was ihr wichtig ist und viel mehr, erfährst du im folgenden Interview.

Liebe Kathrin, ich weiß ja schon ein bisschen was über dich. Magst du dich vielleicht trotzdem kurz vorstellen?

Ich bin Kathrin, 29 Jahre alt und wohne mit meiner Familie in Bremen. Studiert habe ich Sozialpädagogik und auch wenn ich mich momentan eher mit anderen Dingen beschäftige, hat dieses Fach mich und meine Haltung zum Leben, zu Beziehungen und auch zum Umgang mit Kindern sehr geprägt.

Schon damals war es mir wichtig, immer hinter die Symptome zu schauen - herauszufinden, was dahintersteckt und komplexe (Familien-)Systeme mit zu berücksichtigen. Ich bin froh über diese Basis, aus der ich meine heutige Haltung finden konnte und weswegen ich heute da stehe, wo ich stehe.

Ein Foto von Gründerin Kathrin Bornholt.

Wie würdest du dich in drei Worten beschreiben? Warum sind genau das die Worte, die du wählen würdest?

Nordlicht - ich brauche immer büsch'n Wind um die Nase

Kreativ - ich habe immer irgendein neues Projekt am Wickel

Liebevoll - ich bin unheimlich gerne für meine Lieben da, höre ihnen zu, versuche sie zu verwöhnen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen

Du bietest u.a. pädagogische Beratung an und hast Sozialpädagogik studiert. Was ist dir selbst denn im Umgang mit deinen Kindern besonders wichtig?

Ein Foto von Kathrin Bornholt.

Ich möchte, dass meine Kinder so frei wie möglich aufwachsen. Ich wünsche mir, dass sie ihre Potenziale von innen heraus entdecken und entfalten können, ohne den Druck, gefallen zu müssen. Dass sie wissen, dass sie gut und richtig sind, genau so, wie sie sind und dass sie sich zu 100% auf mich verlassen können.

Das klingt schön, mir geht es da sehr ähnlich.

Seit Kurzem gibt es deine Website urlaub-mit-familienbett.de Kannst du mir ein bisschen was darüber erzählen? Was finde ich dort? Für wen ist die Seite hilfreich?

Ein Bild der Website urlaub-mit-familienbett.de.

Ja, mein neues Projekt. Und wie verrückt, wenn ich mir überlege, wie unsicher ich war und was es für einen Anklang gefunden hat. Es ist eine Datenbank mit Urlaubsunterkünften, die über ein Familienbett, Bettenlager oder die Möglichkeit des Bettenzusammenstellens verfügen. Sie richtet sich an alle, die sich genau das in ihrem Urlaub wünschen.

Wie kam es zu der Idee? War dein Mann und auch dein Umfeld direkt überzeugt davon? Oder musstest du Überzeugungsarbeit leisten?

Ich war schon länger etwas verwundert darüber, wie viele Eltern unheimlich viel Energie und Kreativität aufbringen, um im Urlaub ebenfalls im Familienbett schlafen zu können und wieviele Forenbeiträge oder Facebookeinträge es zu diesem Thema gibt. Aber ich hatte bis dahin keinen einzigen hilfreichen Beitrag gefunden, in dem Unterkünfte, in denen es Bettenlager oder Familienbetten gibt, empfohlen oder gelistet wurden.

Das Logo der Website urlaub-mit-familienbett.de.

Also machte ich mich selbst auf die Suche. Googelte mir eine Datenbank zusammen, fand einen wunderbaren Webdesigner (ich bin großer Fan von seiner Arbeit, die er - by the way - nach Feierabend seines Hauptjobs erledigt) und letztlich den Mut, damit auch online zu gehen…

Meinen Mann musste ich nicht lange überzeugen, meine Mama, die mir das Geld dafür geliehen hat, auch nicht. Am meisten musste ich wohl mich selbst davon überzeugen, dass diese Idee es wert war, ihr nachzugehen und konkret zu werden. Und nach und nach traute ich mich dann auch immer öfter darüber zu sprechen…

Ich persönlich bin sehr dankbar für die Seite und freue mich sehr, dass es sie gibt. Danke! Wie kommt die Seite an? Wie sind die ersten Reaktionen?

Die Seite ist nun seit knapp zwei Wochen online. Wir haben mittlerweile einen Instragramaccount mit täglich neuen Followern und eine Facebookseite mit ca. 400 Likes. Ich finde, das kann sich sehen lassen. Ich habe so viele dankbare Nachrichten bekommen, dass es uns nun gibt und so viele neue Tipps, zu Unterkünften, die alle noch mit dazu kommen werden. Also erstmal wird keine Langeweile aufkommen.

Weißt du schon, wie es weiter gehen soll? Hast du noch weitere Pläne?

Momentan sortier ich mich gerade und schaue, was obenauf liegt. Urlaub mit Familienbett wird nun erstmal eins meiner größeren Projekte bleiben. Ich möchte in nächster Zeit die noch fehlenden Unterkünfte listen und mich dann nochmal mehr der europa- und weltweiten Suche widmen. Auch eine englischsprachige Seite wäre denkbar. Aber das hängt letztlich auch an meinen finanziellen Ressourcen.

Das ist eine passende Überleitung: Wie finanzierst du die Website? Müssen Unterkünfte dafür bezahlen auf der Website gelistet zu sein?

Bisher nicht. Mein Wunsch wäre es, das Geld, was ich für die Erstellung der Seite ausgegeben habe, auch wieder reinzubekommen. Irgendwie. Konkrete Ideen habe ich noch nicht, aber ein paar Ansätze, die ich weiter verfolgen möchte. Weiter plane ich noch nicht. Das Wichtigste ist für mich, dass alle Unterkünfte, die bisher dabei sind, auch bleiben können und das möchte ich auch in der Finanzplanung berücksichtigen.

Das ist jetzt vielleicht etwas privat, ich frage trotzdem mal. Du musst nicht antworten. Schlaft ihr auch im Familienbett? Wenn ja, findet ihr das alle immer toll oder gibt es auch Momente, in denen du lieber deine Ruhe hättest? Was findest du toll am Familienbett? Findest du, dass dein Kind ab einem gewissen Alter in seinem Zimmer oder Bett schlafen sollte?

Wir schlafen auf 2,80m und haben uns gerade erst unser Familienbett gekauft. Für uns fühlt es sich richtig so an und ich freue mich, dass mein Mann diesen Weg ebenfalls gerne mitgeht. Unser Kind darf so lange bleiben, wie es möchte und gleichzeitig ist es mir wichtig, dass es auch irgendwann äußern darf, wenn es in sein eigenes Bett umziehen möchte.

Ich denke, für mich sind die Nächte so eher entlastend, da jeder genug Platz hat, keiner von uns aufstehen muss, um nach unserem Kind zu sehen und ich zu jeder Sekunde weiß und spüre, wie es ihm geht.

Schlaft ihr von Anfang an alle zusammen in einem Bett oder gibt/ gab es Phasen, in denen das nicht so war?

Bei uns hat es sich so seit Beginn etabliert. Das war für uns am passendsten. Aber das ist ganz individuell. Ich kenne viele, für die andere Konstellationen sich besser anfühlen. Ich denke, das darf jede Familie für sich selbst herausfinden.

Wie ist es denn bei deinen Beratungseltern – Schlafen dort viele im Familienbett? Du bist ja auch noch Schlafberaterin nach 1001 Kindernacht.

Tatsächlich hat sich das Thema Co-Sleeping hier noch nicht sehr etabliert. Was in vielen Bereichen der Welt ganz normal ist, wird hier immer noch nicht (wieder) gerne gesehen. Aber es tut sich was. Viele Eltern sind erleichtert, wenn sie hören, dass sie ihre Schlafsituation ihren individuellen Wünschen und Bedürfnissen anpassen dürfen. Und auch im Netz gibt es immer mehr Anbieter, die auf diese wachsende Nachfrage reagieren.

Möchtest du sonst noch etwas über dich, deine neue Website oder deine Arbeit erzählen?

Ich bin ganz dankbar, dass sich so viele Menschen für eine konstruktive, gewaltfreie Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern einsetzen. Und dass ich viele von ihnen in den letzten Monaten kennenlernen durfte. Und meinen kleinen Teil dazu beitrage…

Liebe Kathrin, du trägst einen wunderbaren Teil dazu bei! Vielen Dank für das spannende Interview. Ich bin gespannt, wie es mit deiner Website weitergehen wird.

Nachtrag vom 22.05.2019

In der Zwischenzeit hat Kathrin sich entschieden, ihre Selbstständigkeit als Trage- und Schlafberaterin, sowie pädagogische Beraterin aufzugeben, um sich ganz ihrem neuen Projekt Urlaub im Familienbett und ihrer Arbeit in einem Bioladen zu widmen.