Im letzten Artikel zur kindlichen Entwicklung über die Sinne wurde schon deutlich, dass sie auch in Wechselwirkung zur motorischen Entwicklung, also der Bewegungsentwicklung erfolgt. Deshalb möchte ich jetzt auf diesen Bereich eingehen.

Wie auch andere Entwicklungsbereiche beginnt die motorische Entwicklung bereits im Bauch der Mutter. Sie beginnt mit Bewegungen des gesamten Körpers, die das heranwachsende Kind noch kaum steuern kann. Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto komplexer werden diese Bewegungsmuster. Das Ungeborene Kind kann nun bspw. den Daumen zum Mund führen, um daran zu nuckeln. Durch die Enge in den letzten Schwangerschaftswochen erfordert jede Bewegung enorme Muskelaktivität, sodass die Muskulatur gekräftigt wird.

Beim Neugeborenen sind zunächst auch hauptsächlich Bewegungen des gesamten Körpers erkennbar, die noch wenig aufeinander abgestimmt und koordiniert wirken. Wie denn auch?! Das Baby kannte vorher nur die Schwerelosigkeit im Fruchtwasser und nun ist das so etwas Gemeines, das wir Schwerkraft nennen und die macht es unglaublich schwer auch nur den Kopf zu heben.

Im ganz jungen Alter sind außerdem noch viele frühkindliche Reaktionen erkennbar, die nach und nach weniger werden. Hierzu zählen bspw. der Greifreflex, der Saugreflex oder der Schluckreflex. Diese dienen zu diesem Zeitpunkt dem Überleben und dem Schutz. Auch andere spezifische Reaktionen wie die ATNR (Asymmetrisch tonische Nackenreaktion), die STNR (Symmetrisch tonische Nackenreaktion) oder die TLR (Tonische Labyrinth Reaktion) treten auf und werden vom Kinderarzt getestet. Ich möchte hier aber nicht weiter darauf eingehen. Die frühkindlichen Reaktionen werden mit der Voranschreitenden Entwicklung des Kindes nach und nach integriert, also abgebaut, da sie der Entwicklung des Babys im Wege stehen und nicht mehr gebraucht werden.

Im Allgemeinen verläuft die Bewegungsentwicklung immer zwischen Symmetrie und Asymmetrie. Beide Bereiche sind für die motorische Entwicklung notwendig. Symmetrie vermittelt dabei immer Stabilität und Sicherheit. Hierbei stehe ich bspw. mit beiden Beinen nebeneinander, es ist ein sicherer Stand. Doch ohne Asymmetrie wäre keine Fortbewegung möglich. Wenn ich loslaufen möchte, muss ich ein Bein nach vorne setzen. Und damit bin ich zwar instabiler, aber kann mich fortbewegen. Die motorische Entwicklung erfolgt spiralförmig nach oben von Symmetrie zu Asymmetrie wieder hin zur Symmetrie.

Dieses Prinzip wird auch in den sogenannten Meilensteinen der motorischen Entwicklung deutlich. Diese werde ich im Folgenden relativ kurz fassen, also nicht wundern, wenn kleine Schritte übersprungen werden. Mal sehen, ob du die Wechsel zwischen Symetrie und Asymetrie erkennst.

Nach der Geburt übt das Neugeborene zunächst sein Kinn zu heben, später dann die Brust und geht damit in den Unterarmstütz. Es geht in eine instabile Lage und versucht sich zu drehen, zu rollen, zu kreiseln oder später auch zu robben.

Schließlich drückt das Baby sich in den Vierfüßlerstand, der wieder eine sichere Position darstellt. Erst wenn diese Position gefestigt ist, wird das Baby anfangen sich über die Seite hinzusetzen oder loszukrabbeln. Die meisten Kinder stellen sich als nächstes hin bzw. ziehen sich irgendwo hoch in den Stand. Das ist zunächst eine sehr wacklige Position und die Kinder müssen hier erst einmal einen sicheren Stand entwickeln. Zu diesem Zeitpunkt haben sie schon sehr viele Schritte im Kampf gegen die Schwerkraft geschafft.

Der nächste Schritt ist nun, dass unsere gar nicht mehr so kleinen Babys alleine stehen können und schließlich loslaufen. Manche Kinder fangen hier ganz zörgerlich an und betrachten erst alles ganz genau. Andere laufen einfach los und fallen dafür vielleicht etwas öfter. Hier werden die unterschiedlichen Temperamente der Kinder schon sehr deutlich.

In den nächsten Jahren werden die Bewegungsabläufe dann immer flüssiger, werden besser aufeinander abgestimmt. In der Koordination der verschiedenen Körperteile und auch in Kombination mit den Sinnen gewinnen sie immer mehr Sicherheit.

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