Ich habe mich vor Kurzem mit meinen Kolleginnen Annika Beermann und Marleen Völker getroffen und gemeinsam haben wir für Hebammen auf den Tisch gehauen.

Doch worum geht es dabei überhaupt?

Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen... der Beruf der Hebamme steht momentan ziemlich schlecht dar. Und obwohl die Hebammen selbst und auch viele Eltern für eine bessere Geburtshilfe kämpfen, wird es noch schlimmer. Viele geburtshilfliche Abteilungen werden geschlossen, auch wenn anderweitige Versorgung nicht gewährleistet wird. Dadurch sind die Hebammen natürlich vielerorts überlastet und müssen teilweise bis zu 5 Geburten gleichzeitig betreuen. Frauen in den Wehen werden in mehreren Krankenhäusern abgewiesen, weil diese keine Kapazitäten mehr haben. Und selbst wenn sie im Krankenhaus sind, heißt mitnichten, dass zur Geburt tatsächlich eine Hebamme zur Unterstützung dabei sein kann.

Um die schwierige Situation etwas aufzufangen, werden vorschnell Kaiserschnitte gemacht, weil diese planbarer und schneller sind. Durch die mangelhafte Betreuung sind Frauen verunsichert und eigentlich unnötige Interventionen werden gemacht. Traumatisierungen im Anschluss sind nicht selten und Folge dieser schlechten Versorgungssituation. Außerdem ist es immer schwieriger eine Hebamme für eine Hausgeburt oder eine Geburtshausgeburt zu finden, auch weil viele Geburtshäuser wegen der gestiegenen Versicherungskosten schließen mussten und Hebammen keine Hausgeburten mehr anbieten können. Deutschland will bessere Geburtenraten, doch nichts wird dafür getan. Das muss sich ändern!

Einen Satz von Christine Niersmann in der Facebookseite „Auf den Tisch hauen für Hebammen“ fand ich da sehr zutreffend:

Auf jeden Fall müssen wir alle #aufdenTischhauenfürHebammen Sonst findet man Hebammen bald nur noch auf Wikipedia unter "ausgestorbener Frauenberuf" - wurde ersetzt durch geburtshilflich-technische-Assistentin.

Was ist mir dabei wichtig?

Meine Kolleginnen und ich haben dazu ein Video gedreht, doch es gibt natürlich noch viel mehr zu sagen.

Eine freie Wahl des Geburtsortes gibt es kaum noch. Hebammen, die eine Hausgeburten betreuen, gibt es kaum noch. Viel Geburtshäuser haben geschlossen. Die Versicherungen für Geburten sind für viele Hebammen einfach nicht mehr tragbar. Dazu kommt die schlechte Versorgung an anderweitigen Geburtsorten, also Krankenhäusern mit Geburtshilfe. Die Krankenhäuser, die das noch anbieten, sind häufig überlastet und können keine adäquate Versorgung gewährleisten.

Wie kann das sein? Wo sollen wir denn unsere Kinder bekommen? Einerseits wird die Geburt immer mehr technisiert und kaum noch als natürlicher Prozess angesehen, andererseits gibt es nur wenige Möglichkeiten ein Kind überhaupt mit Unterstützung zu bekommen. Daher steigt auch die Kaiserschnittrate. Wie traurig, dass Frauen häufig keine Zeit gelassen wird und der Natur der Geburt vertraut wird.

Wie Marleen so schön sagte, geht es auch nicht nur uns „gebärfähige Frauen“ etwas an, sondern wirklich alle. Es betrifft unsere Töchter, es betrifft unsere Söhne und auch all die Männer. Denn auch sie wollen vielleicht irgendwann Väter werden. Die Situation momentan ist manchmal nichteinmal mehr menschenwürdig. Das darf nicht sein! Frauen sollten frei wählen können, wo und wie sie ihr Kind zur Welt bringen möchten und dass nicht schon spätestens in der 5. Schwangerschaftswoche, denn danach sind die Geburtshäuser und Hausgeburtshebammen häufig schon belegt. Viele wissen zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal von ihrer Schwangerschaft. Ich wünsche mir für alle Gebärenden eine 1:1 Betreuung durch eine Hebamme ohne ständige Störfaktoren wie Ultraschall, CTG, vaginale Untersuchungen oder Sonstiges.

Doch nicht nur die Geburten sind im Moment das Problem. Es ist allgemein schwer geworden, eine Hebamme für die Vor- und Nachsorge zu finden. Frauen und Familien sind überfordert und fühlen sich allein gelassen. Ihnen fehlt die fachliche und die emotionale Unterstützung einer erfahrenen Hebamme. So können teilweise die Vorsorgeuntersuchungen nur noch ausschließlich von den Frauenärzten gemacht werden, dabei sollten Schwangere doch die Wahl haben. Und wer ist nach der Geburt für uns Frauen da, wenn wir Fragen haben, wenn nicht unsere Hebammen?

Zusammenfassung:

Wir brauchen unsere Hebammen!

Es wird Hebammen zunehmend schwerer gemacht, Versicherungen können kaum noch bezalt werden und viele Kreißsäle schließen. Die Versorgung für Schwangere, Gebärende und Wöchnerinnen wird immer schwieriger. Dabei brauchen wir andere Frauen, die sich auskennen, die unseren Kindern auf die Welt helfen und uns unterstützen. Wir brauchen eben unsere Hebammen, die häufig so viel mehr als nur einen Job machen. Wir müssen für sie kämpfen! Und damit auch für und unsere Töchter. Damit die Situation endlich wieder besser wird, denn so kann es nicht weitergehen.

Einsatz für Hebammen auf Twitter

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