Vom 8. bis zum 14. Mai 2017 ist European Babywearing Week 2017. Im Zuge der EBW habe ich für euch mehrere Blogartikel vorbereitet.

Das Logo der european babywearing week.

Wenn ich mit Menschen spreche, die keine Kinder haben oder deren Kinder schon aus dem Haus sind oder überhaupt in einer ganz anderen Situation sind, werde ich manchmal gefragt, warum Eltern eine Trageberatung machen oder warum sie diese brauchen.

Die Antwort auf diese Frage ist unterschiedlich und hängt immer auch von den Wünschen der Eltern an die Beratung ab. Zunächst einmal hatte ich im letzten Beitrag bereits geschrieben, dass das Tragen von Babys und Kleinkindern viele Vorteile mit sich bringt. Übrigens werden auch körperlich behinderte Kinder getragen und das häufig noch sehr viel länger. Das allein macht schon deutlich, wie sehr die Eltern und die Kinder vom Tragen profitieren können, denn es ist so viel mehr als nur reiner Transport. Ich hatte auch geschrieben, dass jeder tragen kann. Doch mittlerweile ist das Tragen in unserer Gesellschaft leider nicht mehr so selbstverständlich, sodass es nicht mehr von Generation zu Generation weitergegeben wird, wie beispielsweise ein Tragetuch gebunden wird. Aber auch das müsste nicht immer der richtige Weg sein, denn alle Eltern haben schließlich unterschiedliche Bedürfnisse und so muss die perfekte Bindeweise oder Tragehilfe für den einen nicht das Richtige für den Anderen sein und umgekehrt. Das Tragen ist sehr vielfältig geworden, sodass jeder auf sich abgestimmt eine passende Tragemöglichkeit finden kann. Hier können Trageberaterinnen helfen. Sie sind ausgebildet in Bezug auf verschiedene Bindeweisen, kenne sehr viele Tragehilfen und können diese einstellen. Durch das umfangreiche Sortiment können die Eltern schließlich ausprobieren, wie es für sie am besten passt, bekommen dabei eine fachliche Anleitung und individuelle Hilfestellungen und Tipps für den Alltag. Viele Trageberaterinnen bieten auch den Verleih der favorisierten Tragehilfe oder eines Tragetuchs an, sodass diese zunächst im Alltag getestet werden kann, bevor sie letztendlich gekauft wird. Dadurch können sich die Eltern dann sicher sein, dass diese auch zu ihnen passt und machen daher keine Fehlkäufe. Wenn ich bedenke, wie viel eine Tragehilfe kostet, kommt da doch einiges zusammen, vor allem wenn es nicht bei nur einem Fehlkauf bleibt.

Für den Kostenfaktor habe ich für euch eine kleine Gegenüberstellung vorbereitet:

  • Schieben

  • Anschaffung: Bis zu 1000€ (Neupreis)
  • Wiederverkauf mit deutlichem Wertverlust (ca. 50-60% des Neupreises)
  • Beratung im Fachgeschäft: 0€
  • = bis zu 1000€ → nach Abzug des Wiederverkaufswertes ca. 400€
  • Tragen

  • Anschaffung Tragetuch: ca. 100€
  • Tragehilfe in Babysize: ca. 130€
  • Tragehilfe in Toddlersize: ca. 130€
  • Ring-Sling: ca. 70€
  • Wiederverkauf mit wenig Wertverlust (bis zu 90% des Neupreises)
  • Trageberatung: ca. 60€
  • = ca. 490€ → nach Abzug des Wiederverkaufswertes ca. 170€

Nein, nicht jeder Kinderwagen kostet 1000€, aber die meisten Eltern kaufen auch nicht Tragetuch, zwei Tragehilfen und einen Ring-Sling. Die Rechnung ist nur exemplarisch zur Verdeutlichung.

Doch es gibt auch einige Eltern, die nach den ersten fehlgeschlagenen Trageversuchen resigniert aufgeben, sei es, weil die Tragehilfe nicht passt oder nicht richtig einstellt ist oder auch weil sich die Eltern beim Binden des Tragetuchs unsicher sind und sich überfordert fühlen. Dafür gibt es noch viel mehr Gründe. Wenn vorher jedoch ein Termin mit einer Trageberaterin gemacht wird, muss es nicht zu dieser Resignation kommen. Sie geht auf die Wünsche und individuellen Probleme ein und gibt dazu passend Tipps. In der Trageberatung werden die Tragehilfen und/ oder das Binden des Tragetuchs ganz in Ruhe mit einer Demopuppe geübt, die in etwa so viel wiegt wie das Baby. Dadurch sind die Eltern entspannter, die Babys natürlich auch, denn Mama (und Papa) können erst üben bis sie sich sicher fühlen.Schließlich probieren sie es mit dem eigenen Baby aus, um gemeinsam mit der Trageberaterin zu sehen, ob auch so alles gut funktioniert oder ob dadurch eventuell noch weitere Fragen entstanden sind, die dann geklärt werden können. Eine Trageberaterin kennt sich mit der Anatomie und der Entwicklung der Babys aus, sodass ihr theoretisches Wissen die Praxis immer fachlich unterstreicht. Auch in speziellen Fällen, wie einem Frühchen, einem Elternteil, das im Rollstuhl sitzt, Bandscheibenvorfall oder Ähnlichem können Trageberaterinnen helfen, denn sie betrachten alle Familien individuell und suchen gemeinsam mit ihnen die passende Lösung und Tragemöglichkeit.


Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Eltern mit einer Trageberatung sogar Geld sparen, da es zu keinen Fehlkäufen kommt. Außerdem kommt es in der Regel nicht dazu, dass das Tragen frustriert aufgegeben wird, denn die Trageberaterin steht auch nach der Beratung bei Problemen zur Verfügung. Weiter fühlen sich die meisten Eltern nach einer Beratung sicherer im Umgang mit ihrem Baby beim Tragen, was sich auch auf das Baby überträgt und zu mehr Zufriedenheit führt.