Wie versprochen folgt nun der zweite Teil über die Heilung von Kaiserschnittnarben. Nachdem ich im ersten Abschnitt die körperlichen Aspekte beleuchtet habe, gehe ich hier auf möglich psychische Folgen und Heilungsmöglichkeiten ein.

Die seelische Narbe

Bei weitem nicht alle Kaiserschnitte sind geplant. Bei manchen steht die Möglichkeit im Raum, bei anderen nicht. Und dann gibt es auch jene Schnittoperationen, die von vorneherein geplant sind, egal aus welchem Grund. Gerade bei sekundären Kaiserschnitten, also ungeplanten Kaiserschnitten, haben einige Frauen mit seelischen Folgen zu kämpfen. So auch ich.

Ich fühlte mich wie eine Versagerin, wollte ich doch allen beweisen, dass "ich das kann". Ich fühlte mich herabgestellt und unfähig. Ich hatte Schuldgefühle gegenüber meinem Sohn, weil ich ihm die "bestmögliche" Geburt verwehrt hatte. Ich weinte und weinte. Allein der Gedanke an die Geburt war eine Qual für mich. Aus meinem Umfeld kamen Aussagen wie "Jetzt ist doch alles gut." oder "Es war die beste Lösung." oder "Ihr seid doch beide gesund, was hast du eigentlich?" Aber all das machte es nicht besser, im Gegenteil. Ich fühlte mich als dürfe ich diese Trauer und all die anderen Gefühle nicht haben. Als wären sie falsch. Doch es fühlte sich richtig an, es fühlte sich echt an.

Nora Imlau hat dazu mal sehr passend geschrieben: "Es ist nicht egal, wie wir geboren werden - und auch nicht, wie wir gebären" Die Aussage impliziert so vieles, was in der Geburtshilfe schief läuft, aber es sagt auch (finde ich), dass wir traurig darüber sein dürfen, wenn es nicht so gelaufen ist, wie wir es uns gewünscht oder vorgestellt haben. Wir haben ein Recht auf diese Gefühle und sie müssen raus.

Der erste Schritt war für mich, die Gefühle zu akzeptieren. Ja, ich darf wütend, traurig und enttäuscht sein. Ja, all das darf ich! Und dann hat es mir geholfen, nicht mehr nach einem Schuldigen zu suchen. Niemand weiß, wer die "Schuld" trägt, falls es so etwas gibt. Wir Frauen entscheiden immer bestmöglich für unser Kind und auch für uns. Egal, aus welchen Gründen der Kaiserschnitt letztlich gemacht wurde, es war immer die beste Entscheidung, die wir in dieser Situation treffen konnten, denn wir wollten nur das Beste.

Das ist schwer anzunehmen und zu akzeptieren. Ich höre in meinem Kopf schon wieder dieses "ABER", doch hier steht einfach nur ein Punkt am Ende. Ich finde es unglaublich traurig, dass sich Kaiserschnitt-Mütter so oft rechtfertigen müssen. Das macht das Verarbeiten nicht gerade einfacher. Was es aber wirklich einfacher macht, zumindest für mich, ist Reden. Ich habe so viel über die Geburt und meine Trauer gesprochen und jedes mal wurde es etwas leichter. Ja, auch heute kommen mir noch manchmal die Tränen, wenn ich darüber rede, aber sie haben ihre Berechtigung.

Ich habe mir in der Geburtsklinik den Geburtsbericht kopieren lassen und ihn dort mit einem Arzt besprochen. Ich habe den Geburtsbericht mit einer Hebamme besprochen und als ich erneut schwanger wurde, habe ich ihn erneut mit verschiedenen Hebammen besprochen. Der Schmerz sitzt tief, aber die Narben heilen.

Es gibt außerdem auch einige Bücher, die sich mit dem Thema beschäftigen. Ich habe bspw. das Buch "Kaiserschnitt - Wie Narben an Bauch und Seele heilen" gelesen. In einigen Städten gibt es auch Selbsthilfegruppen oder Sprechstunden bei Psychiatern oder Psychologen, die sich damit speziell auseinandersetzen. Wenn der Schmerz zu tief sitzt, würde ich immer empfehlen, professionelle Hilfe zu suchen. Das ist keine Schande, es wird nur in der Gesellschaft einfach viel zu wenig darüber gesprochen. Auch bei Vereinen wie Schatten & Licht e.V. kann Hilfe gesucht und gefunden werden.

Ich habe nun ziemlich lange an diesem Artikel gesessen und sicherlich auch einiges vergessen. Es beschreibt in großen Teilen auch einfach meinen eigenen Weg und das, was mir geholfen hat, die schwierigen Erfahrungen zu verarbeiten. Wenn dir noch andere Sachen geholfen haben, würde ich mich freuen, wenn du sie in einem Kommentar mit mir teilst.

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