Es ist immer schwieriger für schwangere Frauen, eine Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu finden. In Frankfurt und Wiesbaden findet nur noch jede 2. Frau, die sich eine Betreuung wünscht, eine Hebamme (mehr dazu hier, hier und hier). Sind Wochenbettambulanzen da vielleicht eine Alternative? Es wurde von den Krankenkassen nun beschlossen, dass die Besuche in solchen Ambulanzen nun auch von der Krankenkasse als Leistung übernommen werden. Ich möchte euch hier meine Meinung zu dieser Entwicklung berichten.

Was sind Wochenbettambulanzen?

Eine Wochenbettambulanz ist angegliedert an eine Klinik oder eine Hebammenpraxis. Dort können Wöchnerinnen nach der Geburt hingehen und die Themen des Wochenbetts besprechen. Dabei geht es sowohl um die Frauen, als auch um die Babys. Die Hebamme kommt dafür nicht zu den Frauen nach Hause, die Ambulanz ähnelt eher einer offenen Sprechstunde.

Eine echte Alternative?

Die Situation der Wöchnerinnen in einer solchen Wochenbettambulanz zu beurteilen, die vielleicht einmal in der Woche besucht wird, ist kaum möglich. Die Zeit in einer solchen Ambulanz ist vermutlich eher begrenzt, sodass wahrscheinlich viele Themen und Gefühle untergehen. Für viele Wöchnerinnen wäre es ein großer Aufwand und gesundheitlich in einigen Fällen auch kaum möglich (zumindest im frühen Wochenbett) die Ambulanz selbst aufzusuchen. Es bedeutet Stress, es muss geplant werden. Stress kann sich schnell auch ungünstig auf die Bindung, die Stillbeziehung und die Heilung möglicher Wunden auswirken. Für Frauen, die einen Kaiserschnitt oder Dammriss hatten, kann es große Schmerzen bedeuten, von der Fahrt und möglichen Wartezeiten mal ganz abgesehen.

Dabei wird doch nach einer Geburt immer Ruhe empfohlen, wie soll das mit einem Besuch einer Wochenbettambulanz vereinbar sein? Außerdem brauchen einige Frauen vielleicht mehr als nur ein paar Minuten, um sich zu öffnen und um Unsicherheiten zuzugeben. Frauen, die an einer Wochenbettdepression leiden, oder sich schlecht fühlen, würden eine solche Ambulanz wahrscheinlich nicht aufsuchen. Ich sehe hier ein großes Risiko, denn es ist wichtig, solche Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Hebammen sind in diesen Dingen sensibel und erkennen mögliche Hinweise, die ein frischgebackener Vater vielleicht übersieht. Mal ganz abgesehen von den alleinerziehenden Müttern.

Hilfe beim Stillen und Tipps zum Umgang im Alltag können in einer solchen Ambulanz ebenfalls nicht ausreichend Platz finden. Nicht jede (frischgebackene) Mama hat die Ruhe, in einer unbekannten Umgebung zu stillen und Fragen zum Babyhandling zu stellen.

Wochenbettbetreuung zu Hause

Bei der Wochenbettbetreuung mit einer Nachsorgehebamme ist die Situation anders. Die Hebamme kommt dabei in den ersten zehn Tagen nach der Geburt mindestens einmal täglich, um nach der Mama und dem Baby zu schauen. Auch danach kommt sie noch und betreut die Familie bis das Baby ungefähr zwölf Wochen alt ist. Sie untersucht die Frau und schaut sich ggf. Narben an. Sie gibt Tipps zum Umgang im Alltag und kann Schwierigkeiten wie eine Wochenbettdepression, einen Milchstau oder Ähnliches schneller erkennen. Dadurch können Komplikationen vermindert oder ganz vermieden werden.

Ich weiß noch, wie dankbar ich war, als meine Hebamme mir bei unserem Sohn zeigte, wie ich ihn beim Stillen am besten halten konnte, ohne dass er mir auf die Kaiserschnittnarbe drückte, und wie sie mir zeigte, wie ich ihn beim Baden am besten halte. Das sind nur zwei Beispiele, Hebammen machen so viel und sie machen eine wunderbare Arbeit, die viel zu wenig honoriert wird.

Aber wenn ich keine Hebamme finde?

Das musst du nicht hinnehmen! Wende dich an deine Krankenkasse, wende dich an die Politik, mache es öffentlich. Es gibt so viele Frauen, die keine Nachsorgehebamme finden, doch die Politik und die Krankenkassen bekommen davon viel zu wenig mit. Wochenbettambulanzen sind natürlich viel günstiger für die Krankenkassen, doch sind sie einfach keine echte Alternative! Natürlich ist das besser als nichts, aber viele Schwierigkeiten bleiben dadurch unerkannt.

Es muss sich etwas verändern und das ganz dringend, denn so wie die Situation momentan ist, kann sie nicht bleiben. Wir müssen kämpfen für eine Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme zu Hause für jede Frau. Wir müssen kämpfen für unsere Gesundheit und die unserer Kinder.

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