Kennst du das auch? Du hast einen echt miesen Tag und malst dir den weiteren Tagesverlauf oder die nächsten Tage dann in einer ziemlichen Detailliertheit aus. Du malst dir aus, was alles noch Blödes passieren wird. Du malst dir genau aus, wie die nächste Zeit ablaufen wird.

Doch wenn es gerade richtig mies läuft, können wir uns oft kaum vorstellen, dass es besser werden könnte. Wir suhlen uns richtig im Selbstmitleid, denn es wird sich ja doch nichts verändern.

Aber ist das so? Wird wirklich nichts(!) besser werden? Nichts und alles und nie und immer. Das sind auch so wunderbare Worte für miese Tage. Für richtig schlechte Laune mit keiner Besserung in Sicht. Verallgemeinern ist da eine sehr gängige Strategie.

Eine Hand ragt aus dem Wasser und scheint um das Überleben zu kämpfen.

Ich mache das übrigens wirklich sehr gerne, dass ich mir schon vor einem Streit den Konflikt mit wirklich vielen Details ausmale. Ich merke meinen Stress, ich merke meine Anspannung und die Spannung in der Luft. Es muss einfach zum Streit kommen. Und es muss heftig werden. Das spüre ich. Deshalb male ich mir den Verlauf auch schon im Vorfeld aus. Dann weiß ich, auf was ich mich gefasst machen kann.

Eine liegende Frau hält sich die Hände vor die Augen.

Doch ist das wirklich der richtige Weg? Du hast es erkannt, das war eine Fangfrage. Das ist nicht der richtige Weg.

Nur was hat es damit auf sich, wenn ich mir alles schon im Voraus genau ausmale und vorstelle?

Dieses Phänomen nennt sich selbsterfüllende Prophezeiung und du hast sicherlich schon davon gehört. Laut Wikipedia ist eine selbsterfüllende Prophezeiung eine Vorhersage, die ihre Erfüllung selbst bewirkt. Das kannst du im Wikipediaartikel Selbsterfüllende Prophezeiung nachlesen.

Es geht darum, dass wir eine Situation als real wahrnehmen, wenn wir sie uns so detailliert ausmalen. Wenn wir uns jede kleinste Kleinigkeit genau vorstellen. Wenn wir jedes Wort in Gedanken schon gesprochen, jeden Schritt schon gemacht und jedes Gefühl schon gefühlt haben. So werden aus der in unserer Vorstellung realen Situation schließlich reale Konsequenzen.

Detailaufnahme von verblühten Rosen.

Wir wissen letztendlich in der kommenden Situation, was zu tun ist. Wir haben es uns ja schon genauestens vorgestellt. Die Konsequenzen, die wir erwarten, treffen dann genau so ein, wie wir es uns schon dachten.

Das bestätigt an miesen Tagen unsere Vorhersage. Es musste ja so kommen, habe ich vorher doch schon gewusst und gesagt. Es gab gar keine andere Möglichkeit. Dann stecken wir irgendwann fest. Wir bauen unser inneres Gefängnis selbst mit unseren genauen Vorstellungen davon, was passieren wird. Wir erreichen, dass genau das passiert, was wir uns vorgestellt haben, eben weil wir es uns so genau vorgestellt haben.

Aufnahme einer sitzenden Frau vor einer Tasse, die ihren Kopf mit einer Hand abstützt.

Jetzt fragst du dich vielleicht, was du dagegen tun kannst? Immerhin ist es doch ziemlich normal, sich auch Worstcase-Szenarien vorzustellen, wenn es uns ohnehin schon nicht gut geht.

Ja, tatsächlich passiert das dann leichter. Doch es hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Im ersten Schritt kannst du versuchen, dir bewusst zu machen, was gerade passiert. Dass du überhaupt erst einmal bemerkst, dass du dir die Situation genau so schon vorgestellt hast. Oder, dass du das gerade tust. Das wäre noch einen Schritt.

Immer wenn wir uns innere Prozesse bewusst machen, haben wir die Möglichkeit etwas zu verändern. Nur wenn wir etwas Abstand gewinnen können, gelangen wir zu anderen Blickwinkeln.

Manchmal gelingt es mir in der Situation selbst. Das hängt sehr von meiner Stimmung, der Intensität der Emotionen und meinen Stresslevel ab. Mir hilft es aber, wenn ich zumindest im Nachhinein noch einmal, die Situation Revue passieren lasse und überlege, was da eigentlich passiert ist.

Du kannst dir dafür überlegen, was du genau vorher gedacht hast. Wie du dir den Tag, die Situation oder was auch immer vorgestellt hast. Was waren deine Ängste, was waren deine Befürchtungen?

Wenn es dir gelingt, solche Momente bewusst von außen zu betrachten, kann es helfen, diese Momente aufzuschreiben mit den Gedanken und Gefühlen, die du dabei hattest.

Detailaufnahme einer Frau, die in einem Buch schreibt.

Nachdem du das vielleicht eine Weile gemacht hast, erkennst du möglicherweise ein Muster. Häufig sind es ähnliche Situationen, die wir uns im Vorfeld schon so genau ausmalen. Häufig ist im Vorfeld die Stimmung gleich oder die Emotionen. In den meisten Fällen gibt es Ähnlichkeiten dieser Situationen, in denen es zu selbsterfüllenden Prophezeiungen kommt.

Wenn du das geschafft hast, kannst du dir Gedanken machen, wie die Situation anders, besser, verlaufen könnte. Male dir diesen besseren Verlauf genauso in allen Details aus, wie du es vorher mit dem miesen Verlauf getan hast.

Denn das Gute ist, selbsterfüllende Prophezeiungen funktionieren auch anders herum. Wenn wir uns Situationen immer gut vorstellen, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass dies letztendlich passieren wird.

Eine Hand formt einen Kreis, durch den die Sonne scheint.

Schließlich haben wir (in Gedanken) schon Übung mit diesem wunderbaren Tag, dieser wunderbaren Situation.

Vielleicht malst du dir verschiedene Möglichkeiten aus und probierst in deinem Kopf ein bisschen herum. Was soll schon passieren? Es ist alles nur in deinem Kopf.

Solltest du merken, dass du dabei Unterstützung brauchst, gibt es hierfür eine Reihe von Möglichkeiten. Du könntest dich beispielsweise an einem Coach wenden, der/die genau das mit dir übt. Du könntest mithilfe von einer CD oder Audiodatei Imaginationsübungen machen. Denn ja, es braucht oft etwas Übung. Viel zu fest sitzen oft unsere inneren Muster.

Wenn du merkst, dass irgendetwas in dir hochkommt, dass es dir nicht gut geht damit, was auch immer es ist, suche dir bitte professionelle Hilfe!

Die Wirkung der selbsterfüllenden Prophezeiung wurde übrigens in diversen Studien nachgewiesen. Zu den selbsterfüllenden Prophezeiungen zählen zum Beispiel der Placebo-Effekt und der Nocebo-Effekt, von denen du wahrscheinlich schon gehört hast.

Neben der selbsterfüllenden Prophezeiung gibt es noch die selbstzerstörende Prophezeiung. Davon hatte ich selbst bis vor kurzem tatsächlich noch nichts gehört. Bei einer selbstzerstörenden Prophezeiung handelt es sich um das Gegenteil der selbsterfüllenden Prophezeiung. Es ist eine Vorhersage, auf die Konsequenzen folgen, die bewirken, dass sie eben nicht in Erfüllung geht.

Nun habe ich ein bisschen was zu selbsterfüllenden Prophezeiungen geschrieben, meinen Gedanken dazu und was du tun kannst, damit der Tag eben nicht so mies verläuft, wie du ihn dir vorgestellt hast. Hast du noch andere Strategien dafür? Was hilft dir dann? Was sind deine Gedanken zu dem Thema?

Ich freue mich davon in den Kommentaren zu lesen!

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