Im letzten Teil zu den Entwicklungsbereichen bin ich auf die Entwicklung des Denkens, also die kognitive Entwicklung, eingegangen. Eng damit verbunden sind die emotionale Entwicklung und auch die soziale Entwicklung, welche ich hier zusammengefasst habe.

Bereits in der Schwangerschaft hat ein Ungeborenes Gefühle, auch wenn diese noch unbewusst sind. Sie entstehen im limbischen System im Gehirn, dem Gefühlszentrum. Vielleicht kennst du die Frage: "Ab wann ist ein Embryo ein schützenswertes Lebewesen?" Für mich ist die Tatsache, dass Ungeborene bereits Gefühle empfinden können v.a. zum Ende der Schwangerschaft damit verbunden.

Nach der Geburt schreiten emotionale und soziale Entwicklung weiter voran. Ein Säugling setzt sich bereits mit seiner Umwelt auseinander. Er sendet Signale, um seine Bedürfnisse zu äußern. Er schmatzt bspw., wenn er Hunger hat, oder steckt sich die Hand in den Mund. Er weint, wenn er Nähe braucht. Und auch das Schreien lässt sich für die Eltern (in den meisten Situationen) unterscheiden. So klingt ein Hungerschreien anders als ein Schmerzschreien. Je wacher das Baby wird, desto mehr richtet es auch seine Aufmerksamkeit zu Stimmen oder Gesichtern. Es scheint besonders Stimmen schon wiederzuerkennen.

Nach einem ersten Ankommen auf der Welt lächeln unsere kleinen Babys, wenn wir uns mit ihnen beschäftigen. Sie strecken die Zunge heraus, wenn wir es tun und spiegeln uns damit. Dieses Phänomen hatte ich bereits im letzten Artikel beschrieben. Nach und nach entwickelt sich außerdem ein Tag-Nacht-Rhythmus und Babys können diese Tageszeiten relativ schnell unterscheiden. Nebenbei bemerkt wird nachts deswegen nicht unbedingt weniger gestillt. Das regelmäßige, häufige Stillen auch nachts ist in vielerlei Hinsicht wichtig.

Mit der Zeit reift das limbische System, also das Gefühlszentrum im Gehirn, immer weiter heran. Ab einem halben Jahr beginnen Säuglinge Zusammenhänge zwischen verschiedenen Handlungen oder Ereignissen und Emotionen zu erkennen und wahrzunehmen. Diese Wahrnehmung wird zunehmend bewusster, weshalb eine Interaktionen zwischen dem Baby und seiner Umwelt entsteht. Viele Babys schmeißen in dieser Zeit gerne Sachen vom Tisch und warten darauf, dass sie wieder aufgehoben werden.

Im zweiten Lebenshalbjahr beginnt bei vielen Säuglingen auch die Zeit des Fremdelns. Besonders Menschen, die grimmig drein schauen oder auf das Baby sonst irgendwie unsympathisch und beängstigend wirken, haben es jetzt schwer. Diese Deutungen wären für uns häufig gar nicht schlimm. Vielen Babys machen zum Beispiel Männer mit Bart Angst, wobei wir hier nicht unbedingt einen Grund für Angst sehen würden. Die meisten Babys sind in dieser Zeit sehr anhänglich und auf die Mutter bezogen, was natürlich anstrengend sein kann. Allerdings ist dies ein Zeichen für eine stabile Bindung zwischen Mama und Kind.

Auch nach dem ersten Geburtstag geht die sozioemotionale Entwicklung weiter. Bei vielen Kindern beginnt nun die Autonomiephase, die bei einigen Eltern zunächst auf wenig Verständnis stößt. Häufig verstehen wir noch nicht, was unsere kleinen Kinder gerade von uns wollen und wir verstehen nicht aus welchen Grund sie dermaßen wütend sind. Mit der zunehmden Sprachentwicklung wird dies häufig besser, wobei die Gefühlsregulation erst gelernt werden muss. Unsere Kinder wollen nun viel selbst machen.

Sie entfernen sich jetzt auch zunehmend beim Spielen oder auch beim Spazieren von den Eltern, wodurch sie eine erste Unabhängigkeit erreichen möchten. Sie gehen jedoch in der Regel nur so weit weg, dass sie uns als Eltern noch sehen können. Der sichere Hafen muss immer noch in Sichtweite sein. Während Kleinkinder zunächst hauptsächlich nebeneinander spielen (Parallelspiel) und sich kaum miteinander beschäftigen, kommen sie später auch mehr in das Partnerspiel, bei dem sie zu zweit oder zu dritt in Interaktion treten und gemeinsam spielen. Zu dieser Zeit nennen sich auch viele Kinder nicht mehr selbst nur beim Namen, sondern können ein "ICH" definieren und äußern sich auch so.

In den nächsten Jahren werden die Spiele immer komplexer und es werden auch mehr Personen in das Spiel mit einbezogen. Rollen- und Regelspiele sind in dieser Zeit beliebt. Immer mehr werden nun auch die Gefühle anderer erkannt und können teilweise benannt werden. Außerdem lernt das Kind zunehmend besser seine eigenen Gefühle zu regulieren und ihnen angemessen Ausdruck zu verleihen.

Gefühle bringen uns immer auch in einen Austausch mit unserer Umwelt, mit unseren Mitmenschen. Gefühle führen zwangsläufig zu einer Reaktion bei unserem Gegenüber und sei es Ignoranz oder Schweigen. Wie hat Watzlawick da so passend gesagt: "Man kann nicht nicht kommunizieren". Aus diesem Grund habe ich die beiden Entwicklungsbereiche zusammengefasst. Jedoch zeigen sich auch hier immer wieder Wechselwirkungen mit allen anderen Entwicklungsbereichen.

Mit diesem Artikel habe ich dann auch die wichtigsten Entwicklungsbereiche des ersten Lebensjahres abgedeckt. Weitere mögliche Entwicklungsbereiche, die später noch relevanter werden, sind die Entwicklung von Selbstständigkeit (wieder im Zusammenhang mit der sozioemtionalen Entwicklung), der Bereich von Freizeit und Spiel, den ich hier bereits aufgegriffen habe, sowie die Differenzierung von Grob- und Feinmotorik im Bereich der Bewegung, besonders in Bezug auf die Hände (Schreiben und Malen).

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