Ich habe vor einiger Zeit auf Instagram einen Post verfasst über die Bedeutung des Stillens für uns als Mamas, denn das Stillen hat auf verschiedenste Erkrankungen einen positiven Einfluss. In dem Zusammenhang habe ich beispielsweise erwähnt, dass das Stillen das Erkrankungsrisiko für Brust- und Eierstockkrebs senkt - ein Thema, welches mich immer wieder beschäftigt.

Das hier wird keine Fachartikel, sondern ich werde von meinen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen schreiben. Er soll in erster Linie nicht informieren. Das ist diesmal nicht mein Ziel.

In meiner Familie gibt es mehrere Frauen, die an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankten und teilweise daran gestorben sind. Wie hoch die Überlebenschance ist, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, vor allem auch vom Zeitpunkt, an dem der Krebs entdeckt wurde.

Eine in Händen gehaltene pinke Schleife, als Symbol für Brustkrebs.

Für Brustkrebs gibt es verschiedene Möglichkeiten der Früherkennung, die (eigene oder gynäkologische) Tastuntersuchung, Ultraschall, Mammographie und eventuell MRT. Insgesamt sind die Prognosen bei Brustkrebs noch einmal deutlich positiver als bei Eierstockkrebs.

Die Anzeichen für Eierstockkrebs sind diffus und er wird oft erst sehr spät erkannt. Das macht ihn so heimtückisch.

Wenn innerhalb einer Familie mehrere Frauen an Brust- und/ oder Eierstockkrebs erkrankten, gibt es in der Regel (unter bestimmten Voraussetzungen) die Möglichkeit, einen Gentest durchführen zu lassen. Denn es gibt verschiedene Gene, die im Zusammenhang mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen. Dazu zählen in erster Linie die Mutationen BRCA-1 und BRCA-2. BRCA steht hierbei schlicht für Breast Cancer.

Wird eine solche Mutation gefunden, kann anhand der Familiengeschichte ein individuelles Erkrankungsrisiko für das jeweilige Alter berechnet werden.

Ich habe diesen Gentest mit etwa 20 Jahren durchführen lassen. Ich wollte Gewissheit, ob ich mir Sorgen machen müsste oder nicht. In erster Linie aber wollte ich die Chance haben, möglichst frühzeitig und gründlich mit Früherkennungsmethoden zu starten.

Wie du vielleicht schon ahnst, wurde bei mir eine entsprechende Mutation beim Gentest gefunden. Dies hatte erst einmal keine große Relevanz für mich, schließlich war ich noch jung. Doch der Gedanke an den Krebs war natürlich trotzdem da. Doch er wäre auch ohne den Gentest da gewesen. Schließlich lässt sich nicht einfach ignorieren, wenn drei geliebte Menschen plötzlich an Krebs erkranken.

Nach der Geburt meines ersten Kindes bekam ich die Chance an einer Studie für BRCA-Trägerinnen teilzunehmen. Im Rahmen der Studie wird regelmäßig eine MRT-Untersuchung der Brust durchgeführt. Diese ist vor Beginn der Wechseljahre wohl deutlich aussagekräftiger als eine Mammographie. Außerdem sollte nun regelmäßig ein Ultraschall der Brust ergänzend zu Tastuntersuchungen stattfinden. Auch meine Eierstöcke konnte ich nach Bedarf mithilfe von Ultraschall untersuchen lassen.

Aufnahme eines MRT-Geräts.

Zusätzlich habe ich erst gestern den Bericht eine neuen Studie zu einem Medikament gelesen, welches prophylaktisch bei BRCA-1-Trägerinnen gegeben werden kann, so das Ziel, als Alternative zur Entfernung des Brustdrüsengewebes. Natürlich braucht es hier noch weitere Forschung, doch es tut sich etwas. Eine Impfung steht auch immer wieder im Raum.

Ich bin gespannt, was sich hier noch tun wird in den nächsten Jahren. Gleichzeitig wird das alles für mich wahrscheinlich zu spät sein. Ich möchte mir jetzt Gedanken machen, wie ich in den Jahren mit dem Krebsrisiko umgehen kann. Was mir empfohlen wurde, ist eine prophylaktische Entfernung der Eierstöcke, sowie des Brustdrüsengewebes. Es bleibt zwar ein geringes Restrisiko, auch für andere Krebsarten, aber insgesamt ist dieses mit der Entfernung kaum noch vorhanden, wie ich es bisher verstanden habe.

Nun, ich bin aktuell 31 Jahre alt. Gerade habe ich mir, nachdem ich heute Nacht einen Albtraum hatte, in dem ich Kerbs hatte, die Tabelle mit den jeweiligen Prozentzahlen des Erkrankungsrisikos noch einmal angeschaut. Aktuell knapp 4 % für Brustkrebs und unter einem Prozent für Eierstockkrebs. Doch das Risiko steigt schnell, auf über 70 % bei Brustkrebs und über 40 % bei Eierstockkrebs.

Es scheint als würden diese Zahlen wie ein Damoklesschwert über mir schweben, und damit eben das Krebsrisiko.

Doch was hat es überhaupt mit dem Damoklesschwert auf sich? Das habe ich tatsächlich vor kurzer Zeit einmal nachgeschaut.

Aufnahme eines an einer Wand stehenden Schwertes.

Das Damoklesschwert ist dabei das Symbol für eine ständig über einem schwebende Gefahr oder Bedrohung. Die Legend wurde von Cicero überliefert, wobei Dionysos I. von Syrakus seinem Höfling Damokles ein üppiges Mahl servierte, über dessen Haupt er ein Schwert an einem Pferdehaar aufhängen ließ, um ihm damit die ständige Bedrohung jeden Glücks vor Augen zu führen, so kann ich es bei Wikipedia nachlesen. Ob Damokles allerdings tatsächlich gelebt hat, ist nicht sicher.

Doch zurück zum Thema.

Das Krebsthema ist nicht immer präsent bei mir. Es ist sehr unterschiedlich, wie oft ich daran denke und wie es mir dabei geht. Wenn ich Serien oder Filme schauen, in denen eine Person an Krebs erkrankt, oder aber wenn ich in meinem Umfeld von einer Erkrankung höre, mache ich mir selbst schnell auch wieder Gedanken.

Ja, ich bin auch jetzt noch jung. Ja, vielleicht habe ich noch Zeit. Doch ich will nicht sterben. Ich will meine Familie nicht alleine lassen. Ja, noch ist es nur eine Zahl, eine noch relativ niedrige Zahl. Und doch ist der Gedanke einfach immer wieder da.

Manchmal wache ich weinend auf. Oder ich weine während Filmen. Es kann sehr belastend sein, sich den eigenen Tod so auszumalen. Gespräche darüber helfen. Es hilft, Gedanken aufzuschreiben, Gefühle rauszulassen. Aber das Damoklesschwert bleibt.

Aufnahme von zwei rosa Luftballons, welche in Händen gehalten werden.

Und so überlege ich immer wieder, wann ich was angehen möchte. Eine Entfernung des Brustdrüsengewebes nach dieser dritten, meiner letzten Stillzeit, erscheint mir aktuell logisch. Ein viertes Kind ist unter diesen Bedingungen definitiv keine Option (auch aus anderen Gründen), also wäre auch eine Entfernung der Eierstöcke möglich.

Aber es ist nicht einfach mit der Entscheidung für eine Entfernung des Drüsengewebes getan. Es gibt verschiedene Opterationstechniken, die Möglichkeit eines Brustaufbaus im Anschluss und Ähnliches. Themen, von denen ich gar keine Ahnung habe. Hier werde ich mich sicher noch weiter beraten lassen in den nächsten Jahren.

Es macht keinen Spaß, sich damit auseinanderzusetzen. Es ist immer wieder eine Belastung. Aber diese latente Angst ist auch eine Belastung. Es ist wirklich nicht immer einfach. Und ich wünsche mir so sehr, dass ich diese Genmutation nicht an meine Töchter (und auch an meinen Sohn) vererbt habe.

Soweit an dieser Stelle. Jetzt ist der Artikel doch deutlich sachlicher geworden, als ich es gedacht habe, als ich damit begonnen habe. Aber das ist auch okay. Ich hoffe, dass ich dir einen kleinen Einblick geben konnte in meine Gedanken und Gefühle zu diesem Thema.

Vielleicht hast ebenfalls du entsprechende Genmutation und machst dir ähnliche Gedanken? Wenn du magst, kannst du mir dazu schreiben. Und auch wenn du nicht BRCA hast, magst du vielleicht etwas zu meinen Gedanken schreiben.

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