Mein Mann war zu einem Entwicklungsgespräch in der Krippe und ich weiß gar nicht mehr genau, was die Frage war, aber es ging um das Thema Schlafen. Jedenfalls erzählte mein Mann, dass unser Sohn nicht alleine schläft und dass wir ein Rudel sind. Daraus ist überhaupt erst dieser Titel entstanden.

Na gut, zugegebenermaßen sind wir zu dritt doch eher ein sehr kleines Rudel. Aber der Titel trifft so ganz gut, was ich sagen möchte. Zu Beginn des Artikels möchte ich euch zunächst den Begriff beschreiben. Ein Rudel ist nämlich eine Gruppe, die geschlossen und individuell ist, denn alle Mitglieder des Rudels kennen sich und sind außerdem nicht einfach austauschbar. Ich finde, das klingt doch schon mal gut in Verbindung mit einer Familie. Ich würde unsere Familie tatsächlich als kleines Rudel bezeichnen.

Eine Familie Schläft unter einer Decke. MAn sieht nur die Füße.

Rudelschlafen, oder Co-Sleeping, ist also nichts anderes als der Schlaf im gemeinsamen Familienbett. Ich bin sehr für das Familienbett, denn es hat viele Vorteile. Als Noah noch klein war, war es sehr bequem, dass ich ihn nachts stillen konnte ohne aufstehen zu müssen. Doch meist wachte ich davon nicht einmal mehr auf, er stillte sich selbst nachts und ich bekam davon kaum noch etwas mit, so eingespielt waren wir dabei geworden. Ich merkte nur, dass er zwischendurch gestillt haben musste, weil sonst meine Brüste sicherlich kurz vor'm Platzen gewesen wären. Auch als ich nicht mehr stillte, hatte das Familienbett einen sehr großen Vorteil für uns, denn wir waren immer bei unserem Kind, wenn es aufwachte und konnten es sofort beruhigen. Und Kinder, genauso wie Erwachsene wachen regelmäßig nachts auf und vergewissern sich, dass sie in Sicherheit sind. Das bedeutet bei Kindern also in der Regel, dass sie nicht alleine sind. Das evolutionäre innere Programm hat hier noch große Auswirkungen auf uns und unsere Babys. Früher hätte es Lebensgefahr für unser Baby bedeutet, wenn es nachts alleine irgendwie liegen würde. Schließlich könnten gefährliche Raubtiere kommen gegen die ein Baby recht wenig Chancen hätte.

Auch die schnelle Beruhigung wirkt sich positiv auf die Bindung und auch auf die Hirnentwicklung aus. Betrachten wir uns einmal die Bedürfnispyramide des amerikanischen Psychologen Abraham Maslow, wird schnell klar, welche Vorraussetzungen gegeben sein müssen damit ein Kind, oder allgemein jeder Mensch, lernen kann.

Ein Abbildung der Bedürfnispyramide nach Abraham MaslowBedürfnispyramide nach Maslow
Quelle: Wikipedia

Das Lernen zählt nämlich zu den kognitiven Bedürfnissen, wobei darunter erst noch physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse und soziale Bedürfnisse stehen. Zunächst müssen also alle körperlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder Ausscheidungsdruck befriedigt werden. Ausscheidung kann übrigens besonders im Familienbett besonders artgerecht und einfach befriedigt werden, wenn die Babys nachts über eine neben dem Bett stehende Schüssel abgehalten werden. Das Stillen zur Befriedidung von Hunger und Durst hatte ich bereits erwähnt. Ein Stufe über den physiologischen Bedürfnissen stehen die Sicherheitsbedürfnisse. Ein Baby fühlt sich schließlich aber in der Regel nur sicher, wenn es nicht alleine ist. Dies deckt dann auch gleich die sozialen Bedürfnisse mit ab, welche eine weitere Stufe höher stehen. Das Baby steht im ständigen Kontakt mit seiner Umwelt, mit seiner Mutter und seinem Vater. Erst dann, noch nach den Individualbedürfnissen, können kognitive Bedürfnisse befriedigt werden.

So wird auch deutlich, warum die Ferber-Methode, die empfiehlt Babys nach einem bestimmten Schema schreien zu lassen damit sie lernen alleine zu schlafen, schlichtweg nicht funktionieren kann. Ein Baby, das schreit, hat höchstwahrscheinlich physiologische Bedürfnisse, aber auf jeden Fall Sicherheitsbedürfnisse, es fühlt sich nicht sicher. Wie ich gerade aber schon beschrieben habe, ist Lernen ohne das Gefühl von Sicherheit überhaupt nicht möglich. Ich empfehle dringend, die Bedürfnisse eines Babys so schnell wie möglich zu befriedigen und ein Kind nicht schreien zu lassen, denn dies wirkt sich auch negativ auf die Selbstwirksamkeit aus, aber das ist ein anderes Thema.

Ich habe euch nun, die für mich größten Vorteile des Familienbetts beschrieben. Aber es gibt natürlich auch Situationen, in denen ich ganz klar vom Familienbett abrate. Dazu zählt u.a. der Alkoholkonsum eines Elternteils, wenn dieser mit im Bett schlafen möchte. Das ist schlichtweg zu gefährlich für das Baby. Außerdem sollten sich beide Elternteile damit wirklich wohl fühlen. Anders macht es wirklich wenig Sinn, denn dann wäre immer mindestens einer gereizt, was sich auch negativ auf die ganze Atmosphäre auswirken würde.

Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht immer so sehr positiv vom Familienbett berichten kann und konnte, wie ich es hier heute mache. Mein Sohn hat eine Zeit lang in seinem Bett und sogar in einem eigenem Zimmer geschlafen, weil wir es einfach nicht besser wussten. Uns wurde gesagt, dass er sich das zu sehr angewöhnen würde und dann niemals alleine schlafen könnte. Mal ganz abgesehen davon, dass er spätestens mit eigener Freundin nicht mehr bei uns im Bett schlafen möchte, welcher Erwachsene unter uns schläft schon lieber alleine als mit dem Partner in einem Bett. Es ist sehr traurig, wie sehr alte Ansichten hier noch Einfluss auf uns haben und unsere Intuition unterdrücken lassen. Unsere Intuition ist es doch meist, unser Baby möglich viel bei uns zu haben und möglichst schnell zu beruhigen. Abgesehen davon bin ich auch manchmal genervt vom Familienbett, wenn mein Sohn mal wieder quer schläft, ich gefühlt die halbe Nacht seinen Rücken gestreichelt habe oder ständig durch irgendetwas aufgewacht bin. Vermutlich wäre ich ohne unser Rudelschlafen aber noch viel mehr genervt.

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Das Titelbild kommt von Pixabay.

Das Bild von den Füßen unter der Decke ist ein Foto von Simon Matzinger und kommt von unsplash.com.