Wenn ich über Windelfrei spreche, begegnet mir manchmal die Aussage beziehungsweise Kritik, dass das wie das klassische Töpfchentraining sei und es rein um Konditionierung gehen würde.

Weil es aber viele grundlegende Unterschiede zwischen dem Töpfchentraining und Windelfrei als Methode gibt, möchte ich genau darüber in diesem Blogartikel schreiben. Du erfährst, was beides jeweils kennzeichnet, wodurch automatisch die Unterschiede deutlich werden.

Inhaltsangabe

Was ist überhaupt Windelfrei?

Windelfrei ist nicht allen, die die Methode grundsätzlich kennen, unter diesem Namen geläufig. Im Englischen wird Windelfrei Elimination Communication, kurz EC, genannt. Das deutsche Pendant wäre dann Ausscheidungskommunikation, was ich beispielsweise sehr viel passender finde. Warum, schreibe ich gleich noch genauer. Ein weiterer Begriff, welcher im deutschsprachigen Raum vermehrt genutzt wird, ist Topffit-Methode, passend zum gleichnamigen Buch TopfFit!: Der natürliche Weg mit oder ohne Windeln von Laurie Boucke.

Aber worum geht es eigentlich?

Es geht um die Kommunikation in Bezug auf die Ausscheidungen. Es geht darum, die Signale deines Babys kennenzulernen und zu berücksichtigen. Babys wollen sich und andere von Natur aus nicht beschmutzen. Sie wollen ihr Nest nicht beschmutzen und entsprechend erstmal auch nicht in eine Windel ausscheiden, denn damit wären sie schließlich selbst beschmutzt.

Teilaufnahme eines Babys, welches die Stirn runzelt und den Mund offen hält, dabei ist die Zunge deutlich zu sehen.

Babys spüren also ab Geburt sehr genau, wann sie ausscheiden müssen und machen dies auch deutlich. Das betrifft sowohl Urin als auch den Stuhlgang. Das heißt jedoch nicht, dass du zwangsläufig ab Geburt mit dem Abhalten starten musst. Du kannst zu jedem späteren Zeitpunkt genauso beginnen, wobei es günstigere Zeitfenster gibt als andere.

Wenn du also wahrnimmst, dass dein Baby ausscheiden muss, ziehst du es aus und hältst es über ein Töpfchen, Waschbecken oder Toilette ab. Somit ermöglichst du deinem Baby das Ausscheiden, ohne sich selbst oder andere dabei dreckig zu machen.

Neben den Signalen gibt es noch weitere Möglichkeiten, woran du erkennen kannst, dass dein Baby ausscheiden muss. Dies wird ausführlich in meinem Onlinekurs Windelfrei thematisiert. Dort erfährst du alles, was du wissen musst, um mit Windelfrei starten zu können.

Lerne die Windelfrei-Methode in meinem Online-Kurs kennen

Zum Thema Windelfrei habe ich einen Online-Kurs verfasst. Zu diesem kannst du dich über meine Website anmelden, erhältst Zugangsdaten zum Lernportal und kannst ganz nach deinem Zeitplan die Windelfrei-Methode lernen. Weitere Informationen findest du bei meinem Online-Kurs Windelfrei.

Was außerdem noch wichtig zu wissen ist, dass Windelfrei eben nicht bedeutet, dass Babys keine Windeln tragen dürfen. Windelfrei ist vielfältig und sehr individuell. Du kannst Windelfrei so gestalten, wie es für euch als Familie passt — mit Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln als Backup, tatsächlich ganz ohne Windeln, nur wenn du zu Hause bist, nur tagsüber, nur nachts, … Es gibt wirklich viele Möglichkeiten und das Wichtigste ist, dass es für euch so passend ist und es keinen zusätzlichen Druck auslöst. Windelfrei soll den Alltag leichter machen, nicht schwerer.

Ein Baby schläft liegend auf einem Mann, vermutlich seinem Papa.

Es gibt bei Topffit auch keine Perfektion. Besser ist es Unfälle hinzunehmen und sich selbst den Druck zu nehmen, dass wirklich jedes Pipi ins Töpfchen gehen muss. Ich finde, dass da der Spruch lächeln, wischen, waschen sehr gut hilft. Ich meine, dass dieser ursprünglich von Nicola Schmidt stammt, die unter anderem das Buch artgerecht geschrieben hat, wo die Ausscheidungskommunikation ebenfalls thematisiert wird.

Je nach Phase kann das Abhalten mal besser oder auch mal schlechter funktionieren. Wenn dein Baby gerade einen Entwicklungsschub macht und mit etwas anderem beschäftigt ist, kann es gut sein, dass mehr in die Windel geht. Dein Baby signalisiert weniger, weil es abgelenkter ist. Nach solchen Entwicklungsschüben verändern sich manchmal zusätzlich die Signale, mit denen dein Baby dir zeigt, dass es mal muss. Immer, wenn es nicht gut funktioniert, würde ich den Druck erst einmal herausnehmen.

Windelfrei wird heutzutage immer noch in sehr vielen Kulturen praktiziert. Es wachsen mehr Kinder ohne Windeln auf als mit. Zu signalisieren, wenn Babys müssen, ist ein rein instinktives Verhalten, wobei es eben nicht immer so leicht ist, die Signale richtig zu deuten.

Was ist das Töpfchentraining?

Beim Töpfchentraining ist es so, dass Babys und Kleinkinder eben schon eine ganze Zeit Windeln getragen haben. Es geht hier darum, dass ein Kind zu einem vom Erwachsenen gewählten Zeitpunkt in Töpfchen oder die Toilette ausscheiden soll. Somit ist das Training willkürlich gesteuert von den Eltern oder einem anderen Erwachsenen.

Ein Hinweisschild für Toiletten in der Natur.

Wie könnte das konkret ablaufen?

Zunächst einmal würde ein Erwachsener den Toilettengang vorschlagen, unabhängig davon, ob das Kind wirklich äußert oder zeigt, dass es ausscheiden muss. Wobei der Vorschlag eben kein Vorschlag ist, sondern eine Aufforderung, dass das Kind zur Toilette oder dem Töpfchen gehen soll.

Das Kind wird nun auf die Toilette gesetzt und die Eltern warten bis das Kind ausgeschieden hat, was eben manchmal etwas länger dauern kann, wenn das Kind eben zu diesem Zeitpunkt nicht musste.

Wenn das Kind innerhalb der Zeitspanne ausgeschieden hat, zeigt der Erwachsene seine Freude darüber und es folgt ein Lob. Hat das Kind nicht ausgeschieden, wird Missfallen geäußert und das Kind könnte zusätzlich bestraft werden.

Soweit zum Ablauf. Doch welche Auswirkungen hat diesen klassische Töpfchentraining?

Da das Töpfchentraining überhaupt nicht am Kind orientiert ist und teilweise sogar zu Strafen kommt, kann das Töpfchentraining eine ganze Reihe an negativen Folgen mit sich bringen.

Kinder haben so keine Möglichkeit, das Ausscheiden von Urin und Stuhl als eigene Körperfunktionen wahrzunehmen und kennenzulernen. Dadurch fehlt auch das Erlernen und Wissen über eine bewusste Kontrolle der Schließmuskulatur, sei es das Anspannen, um noch kurz einzuhalten, oder aber das Entspannen, um schließlich auszuscheiden.

Bei vielen Kindern ist es in der Folge notwendig, sie an den Toilettengang zu erinnern oder aber sie gehen wirklich erst in letzter Sekunde und es muss dann wirklich sofort sein. Manche Kinder zeigen dieses Verhalten unabhängig vom Töpfchentraining, wenn sie beispielsweise vertieft sind ins Spielen oder das Spiel nicht unterbrechen möchten. Es lässt sich daher nicht vom Verhalten darauf, ob ein Töpfchentraining angewandt wurde.

Grundlegende Unterschiede

Wie du hoffentlich sehen konntest, sind Windelfrei und klassisches Töpfchentraining grundlegend verschieden und der Vorwurf der Konditionierung bei Windelfrei nicht haltbar.

Während sich Windelfrei am Kind mit seinen Bedürfnissen orientiert, ist das Töpfchentraining rein an Rhythmen (und vielleicht der Willkür) des Erwachsenen orientiert. Bei Windelfrei geben Babys beispielsweise Signale, dass sie ausscheiden und auf diese wird reagiert. Beim Töpfchentraining ist der Zeitpunkt des Toilettengangs willkürlich gewählt, unabhängig davon, ob das Kind ausscheiden muss oder nicht.

Ein Kind steht und hält sich jeweils eine Klopapierrolle vor die Augen

Windelfrei soll den Alltag entlasten und nicht noch zusätzlichen Druck aufbauen. Babys sind dadurch in aller Regel zufriedener, da ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden und darauf reagiert wird. Beim Töpfchentraining entsteht für das Kind automatisch mehr Druck, da es zu einem für es selbst nicht nachvollziehbaren Zeitpunkt ausscheiden soll, ohne vielleicht zu wissen, was das bedeutet und wie sich eine volle Blase oder ein voller Darm anfühlen (das Gespür geht mit der Zeit verloren, wenn nicht darauf reagiert wird - besonders bei Wegwerfwindeln).

Lohn und Strafe, wie es im Extremfall beim Töpfchentraining genutzt wird, erzeugen zusätzlichen Druck und fördern nicht das innere Entwicklungsbedürfnis. Angst kann dabei dominieren, was Lernen und Entwicklung hemmt.

Bei Windelfrei sollte tatsächlich kein solcher Druck entstehen. Wenn das Baby ins Töpfchen ausscheidet, ist es schön, dass es klappt hat und man sieht Babys die Zufriedenheit und Erleichterung oft direkt an. Wenn das Baby jedoch nicht ausscheidet, zieht das keinerlei negative Konsequenz nach sich. Windelfrei ist immer ein Angebot und kein Zwang.

Ein in eine Decke gehülltes Baby wird auf dem Arm gehalten.

Geht nur Windelfrei oder Töpfchentraining?

Vielleicht trägt dein Baby oder Kleinkind aktuell Windeln und du fragst dich, was du jetzt tun kannst, damit dein Kind trocken wird. Wie du es dabei unterstützen kannst.

Und auch für Familien, die Windelfrei eben nicht ab Geburt oder möglicherweise gar nicht praktiziert haben, gibt es bedürfnisorientiert Weg, wie du dein Kind beim Trockenwerden unterstützen kannst. Wichtig ist, dass du Zeitfenster nutzt, in denen dein Kind es dir ohnehin anbietet. Vielleicht möchte es keine Windel anziehen. Vielleicht sucht es zum Ausscheiden bewusst einen speziellen Ort auf. Das sind mögliche, sinnvolle Zeitfenster, in denen du beginnen kannst.

Ein Kleinkind sitzt lächelnd auf dem Boden. Es hat etwas scheinbar plüschiges in der Hand.

Mehr darüber, wie du dein Kind liebevoll unterstützen kannst, erfährst du in meinem Onlinekurs Abschied von der Windel.

Abschied von der Windel Online-Kurs

Lerne, wie du den Übergang von der Windel zum Töpchen in meinen Online-Kurs Abschied von der Windel.

Es bleibt dir also nicht nur die Wahl zwischen Windelfrei ab Geburt oder klassichem Töpfchentraining. Das klassische Töpfchentraining, wie ich es beschrieben habe, sollte gar nicht mehr gemacht werden. Es gibt immer einen liebevollen Weg, bei dem du im Kontakt mit deinem Kind bleibst.

Fazit

Nun habe ich dir beschrieben, was Windelfrei ausmacht und wie das klassiche Töpfchentraining abläuft. Bereits dabei sollten dir wesentliche Unterschiede aufgefallen sein. Auf diese Unterschiede bin ich später auch noch genauer eingegangen und du konntest sehen, dass sich beides nicht vergleichen lässt.

Außerdem ist mir noch einmal wichtig, dass du dich nicht zwischen Windelfrei und Töpfchentraining entscheiden musst, sondern dass es auch einen liebevollen Weg gibt, um dein Baby beim Abschied von der Windel zu begleiten.

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