Zur Weltstillwoche 2019 hat die Stillberaterin Tabea Laue (mama-baby-vision.de) eine Facebook-Challenge initiiert. Bei ebendieser habe ich mit Freude teilgenommen und an dem jeweiligen Tag meine Gedanken zum Tagesthema auf meiner Facebookseite in einem Posting niedergeschrieben. Hier habe ich meine Gedanken noch einmal in einem zusammenfassenden Blogartikel für dich zusammengetragen.

Tag 1 — Tool-Tipp für's Stillen

Weltstillwoche Facebook-Challenge - Bild Tag 1.

Eigentlich braucht es zum Stillen nicht viel. Eine Mama mit Brüsten und ein Baby genügen - zumindest in der Theorie.

Wenn ich mir die Regale in Drogeriemärkten und die Beiträge in verschiedenen Foren oder Gruppen anschaue, bekomme ich einen anderen Eindruck. Dort wird von Nahrungsergänzungsmitteln, Tees, Wundsalben, Brustwarzensalben, Stillöl, Stillkissen, Stillschals, Brusthütchen, Milchpumpen und vielem mehr gesprochen. Oft wird auch empfohlen für den "Notfall" zumindest eine Flasche und Milchpulver vor der Geburt zu kaufen.

Wenn ich gefragt werde, was du bereits vor der Geburt zum Stillen brauchst, sage ich schlicht: Nichts. Okay, ein einfacher, weicher Still-BH ohne Bügel (nicht zu eng!) und Stilleinlagen (ich würde Stoff empfehlen) sind schon sehr praktisch, aber auch das ist dann schnell noch (vom Partner) gekauft.

Ansonsten braucht es nicht-materielle Sachen. Unterstützung ist wichtig. Es ist wichtig, dass dein Partner beim Stillen hinter dir steht. Es ist gut zu wissen, an wen du dich wenden kannst, wenn du Fragen hast. Es ist gut, einfach mal verwöhnt zu werden und im Bett kuscheln zu können.

Für später finde ich das Stillen im Tragetuch oder der Tragehilfe sehr praktisch. Das kann den Alltag doch sehr entstressen - egal, ob dein Baby gerade oft stillen möchte, ob du dich um dein großes Kind kümmern musst oder sich dein Baby gerade leicht beim Stillen ablenken lässt, das Stillen beim Tragen kann da wirklich nützlich sein. Aber natürlich nicht immer, es passt nicht zu jedem.

Tag 2 — Der größte Stillfrust

Weltstillwoche Facebook-Challenge - Bild Tag 2.

Das Thema ist sehr individuell und ich könnte jetzt hier wohl einen halben Roman schreiben.

Für mich persönlich war der größte Stillfrust bei meinem Sohn die fehlende Unterstützung. Ich hätte gerne jemanden gehabt, dem ich all meinen Fragen stellen könnte und der mir meine Unsicherheit genommen hätte. Ich hätte vieles gerne vorher und besser gewusst.

Mit meiner Tochter ist die Stillbeziehung wunderbar und trotzdem gibt es manchmal Frust. Manchmal bin ich genervt durch das "dauernde" Stillen, durch die fehlende Unabhängigkeit. Dann mache ich mir immer wieder die schönen Momente bewusst und die Frustmomente gehen vorbei. Wenn das nicht klappen würde, müsste ich etwas an der Situation ändern.

Auch Mütter aus meinen Begleitungen sind davon manchmal genervt. Oft reicht es dann schon, wenn Kleinigkeiten im Alltag geändert werden und wenn sich bewusst gemacht wird, dass es eine absehbare Zeit ist. Doch natürlich ist das sehr individuell. Es muss nicht immer alles nur schön sein. Auch negative Gefühle haben ihre Berechtigung. Doch dann ist es wichtig, genau hinzusehen und eine Lösung zu finden. Diese Lösung ist oft nicht das Abstillen, auch wenn das manchmal als einziger Ausweg erscheint.

Ansonsten gibt es in meinen Beratungen Stillfrust in verschiedenen Bereichen: Schmerzen, Milchstau, Entzündungen, Unsicherheit, unzureichende oder zu viel Milchbildung,… Dabei ist es wichtig, über vorhandene Probleme zu informieren und eine passende Lösung zu finden, das kann manchmal auch ganz individuell sein.

Tag 3 — Das beste Still-Highlight

Weltstillwoche Facebook-Challenge - Bild Tag 3.

Highlights gab und gibt es in der Stillzeit für mich immer wieder und auch in meinen Stillbegleitungen gibt es immer wieder wunderschöne Momente.

Bei meinem Sohn war ein absolutes Highlight das erste Anlegen nachdem ich aus dem OP kam. Ich war so im Gefühlsrausch und so unglaublich verliebt in mein Baby. Es war unbeschreiblich!

Insgesamt hatte und habe ich immer wieder diese innigen, intensiven Momenten, wenn ich meine Kinder dabei betrachte und wir uns in die Augen schauen. Insgesamt bin ich eher jemand, der das Stillen einfach als praktisch ansieht, aber manchmal gibt es sie doch, diese intensiven Stillmomente.

Wenn meine Tochter beim Stillen endlich zur Ruhe kommt. Wenn sie sich damit tröstet, weil sie gefallen ist. Wenn sie einfach ihren Hunger und Durst stillt. Wenn sie einfach bei mir ist. Das ist auch nach fast 15 Monaten nicht anders. Auch wenn sich das Stillen natürlich mittlerweile sehr verändert hat.

In meinen Stillbegleitungen ist toll zu sehen, wenn Mamas ihre Babys plötzlich ohne Schmerzen stillen können. Wenn die Milch endlich fließt. Und manchmal mit ihr die erleichterten Tränen. Wenn Mamas dankbar sind für Unterstützung. Für ein Zuhören ohne zu urteilen. Das alles macht diese Arbeit so wertvoll!

Danke an dieser Stelle an alle Mamas, die ich bisher begleiten durfte und die mir ihr Vertrauen geschenkt haben!

Was ist dein persönliches Still-Highlight?

Tag 4 — Umgang mit Dauer-Stillphasen

Weltstillwoche Facebook-Challenge - Bild Tag 4.

Dauerstillphasen, sogenanntes Clusterfeeding, kommt immer wieder vor im Laufe der Stillzeit. Dabei hängt das Baby oder Kleinkind gefühlt dauernd an der Brust und lässt sich nicht ablegen. Diese Phasen haben ihren biologischen und evolutionären Sinn und sind daher vollkommen normal und wichtig. Doch für uns als Mamas ist das nicht immer einfach. Manchmal stresst es. Nervt. Treibt uns in den Wahnsinn.

Was also tun? Nun ja, ich finde immer, dass wir es uns einfach machen dürfen! Legt euch gemeinsam ins Bett, aufs Sofa. Schau dir deine Lieblingsserie an. Nimm dir ein Buch, welches du schon ewig lesen wolltest. Nimm dir alles mit aufs Sofa, was du brauchst. Unbedingt auch etwas zum Essen und Trinken. Alles, was dir gut tut.

Das ist nicht immer einfach, doch diese gezwungenen Auszeiten oder Ruhephasen können auch uns sehr gut tun. Sie können auch uns entspannen und runter bringen, wenn wir unsere innere Einstellung dahingehend ändern. Mir hat immer geholfen, wenn ich mir bewusst gemacht habe: Es ist nur eine Phase. Es geht vorbei.

Mit einem größeren Kind ist das alles immer leichter gesagt als getan. Und auch sonst will der Haushalt gemacht werden. Aber hey, wirklich?! Nein, der Haushalt ist jetzt wirklich zweitrangig. Mit größeren Kindern sind ruhige Aktivitäten wie Lesen oder Malen oder kleinere Spiele super, die auch im Bett gespielt werden können während wir unser Baby stillen.

Ansonsten finde ich auch hier das Stillen beim Tragen wirklich unglaublich praktisch. Es war eine Entlastung - für uns alle, weil einfach die Bedürfnissen von uns allen befriedigt werden konnten. Dennoch war immer gut, so oft wie möglich wirklich Ruhe zu genießen.

Doch auch für Dauer-Stillphasen gibt es kein Patentrezept. Ich bin mir sicher, dass du auch deinen eigenen Weg finden wirst und schon gefunden hast. Was hilft dir? Oder was hat dir in Clusterfeeding-Phasen geholfen? Lass es mich in einem Kommentar wissen :).

Tag 5 — Wichtigster Still-Tipp

Weltstillwoche Facebook-Challenge - Bild Tag 5.

Was ist wohl das für mich Wichtigste, was ich Stillmamas und Schwangeren mitgeben möchte? Gar nicht so einfach!

Wahrscheinlich ist es Vetrauen.

Vertraue dir. Vertraue deinem Körper. Vertraue deinem Baby.

Das Stillen ist etwas, was seit Urzeiten funktioniert hat. Was in seiner Biologie und Physiologie so unfassbar ist. Stillen ist ein Wunder. Bei vielen Mamas mit Babys funktioniert das Stillen ganz einfach und wirkt fast intuitiv. Manche Mamas haben anfänglich Schwierigkeiten, die schnell überwunden sind. Andere haben später Schwierigkeiten, die sich überwinden lassen. Manchmal sind Probleme da, die sich nicht beheben lassen.

Leider ist es in unserer Gesellschaft nicht mehr so, dass wir sagen können, dass das Stillen immer intuitiv direkt nach der Geburt funktionieren wird. Dafür sehen wir zu wenig stillende Frauen, dafür bekommen wir zu wenig aus unserer Familie darüber mit und können dafür bereits früh ein Gespür entwickeln.

Dennoch ist es so, dass nur sehr sehr wenige Frauen rein körperlich gesehen nicht stillen können. Das heißt in der Schlussfolgerung: Die meisten Frauen können (mehr oder weniger) problemlos stillen. Vertraue dir, dass du das kannst. Vertraue deinem Körper, denn er spult ein uraltes Programm ab, um die Milch in perfekter Zusammensetzung, Temperatur und Menge zu produzieren. Vertraue deinem Baby, dass es genau weiß, was es tun muss.

Manchmal braucht es Zeit bis sich alles eingespielt hat. Ja, das ist ganz normal. Es ist ja auch alles noch ganz neu. Alles aufregend und ungewohnt. Das kann eine Weile dauern.

Wenn du dich aber unsicher fühlst, du Schmerzen oder Angst hast, du Fragen hast, dein Baby nicht richtig zunimmt oder was auch immer... genau dann ist es gut zu wissen, wo du Unterstützung bekommen kannst.

Oft hilft es einfach nur zu reden. Jemanden zu haben, der zuhört. Jemanden zu haben, der weiß, wie es ist, wenn ein Baby oft stillen möchte. Jemanden zu haben, der einfach nur da ist. Oder aber jemanden, der sich mit dem Stillen auskennt und dir ganz praktisch helfen kann. Jemanden, der dich in deiner individuellen Situation unterstützt und begleitet.