Traumaheilung ist ein Thema, welches mir immer wieder begegnet - sowohl privat als auch beruflich. Im beruflichen Kontext ist hier beispielsweise die Grenze eines Coachings erreicht. Ich begegne immer wieder der Frage, was ein Trauma denn kennzeichnet, wie es entsteht und was nächste Schritte sein können, wenn ich bewusst geworden bin, dass ich ein Trauma habe.

Das Buch Zurück in mein Ich wirkte sehr vielversprechend, genau auf diese Fragen Antworten zu liefern und ich hoffte, mit diesem Buch einen gute Empfehlung für Klientinnen an der Hand zu haben. Leider konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen. Doch dazu später mehr.

Allgemeine Informationen zum Buch Zurück in mein Ich

Das Buch Zurück in mein Ich trägt den Untertitel Das kleine Handbuch zur Traumaheilung. Es wurde von Vivian Broughton geschrieben und erschien am 24. Mai 2023 in der komplett überarbeiteten Neuausgabe im Kösel-Verlag.

Aufnahme des Buchcovers.

Das Buch umfasst 128 Seiten und kostet als Paperback 16,00 €. Die Kindle-Ausgabe liegt bei 11,99 €.

Auf dem Cover sehe ich Ornamente, die in ihrer Form und Anordnung an einer Blüte erinnern.

Der Klappentext verspricht mir eine erste Orientierung nach traumatischen Erlebnissen. Ich soll erfahren, was ein Trauma ist, wie es sich auf mich auswirkt und wie ich es verarbeiten kann.

Aufnahme des Klappentextes.

Die Autorin Vivian Broughton

Vivian Broughton lebt in London. Dort arbeitet sie als Psychotherapeutin und Autorin in einer eigenen Praxis. In der Therapie arbeitet sich nach dem Ansatz von Franz Ruppert, der auch das Nachwort zu diesem Buch geschrieben hat. Der Ansatz heißt Identitätsorientierte Psychotraumatherapie (IoPT).

Dabei geht es darum, dass sich besonders frühe Traumata auf unseren Körper und unsere Psyche auch noch im Erwachsenenalter auswirken und so zu Schwierigkeiten führen können.

Neben dem hier vorgestellten Buch hat Vivian Broughton noch andere Bücher verfasst, welche ich jedoch nicht in deutschen Übersetzungen gefunden habe. Dazu zählen beispielsweise Trauma and identity oder The heart of things.

Aufnahme der Buchinnenseite mit einem Foto der Autorin.

Auf ihrer Website vivianbroughton.com finde ich weitere Informationen zu ihrer Arbeit und ihrer Person, sowie einen kleinen Blog.

Der Inhalt des Buchs Zurück in mein Ich

Das Buch ist unterteilt in verschiedene Abschnitte, die thematisch aufeinander aufbauen. Zwischendurch finde ich immer wieder kleine Illustrationen.

Zunächst beschreibt die Autorin, was ein Trauma überhaupt und welche Ursachen dahinter stecken können. Sie beschreibt verschiedene Traumaarten wie das Trauma der Liebe oder das Trauma der Identität. Es geht jeweils auch darum, welche Hinweise es gibt, dass ich selbst an einem Trauma leide.

Aufnahme der Buchseite zum Kapitelbeginn über das Trauma der Identität.

Im nächsten Abschnitt geht Vivian Broughton auf den Heilungsprozess ein. Dafür gibt sie verschiedene Anregungen. Außerdem erfahre ich, wie meine Gefühle besser verstehen und wie es weitergehen kann.

Zum Schluss kann ich lesen, was Identitätsorientierte Psychotraumatherapie (IoPT) ausmacht und wie bedeutsam Selbstliebe im Heilungsprozess ist.

Aufnahme der Buchseite zum Kapitelbeginn über die Heilungsaufgabe.

Franz Ruppert hat ein Nachwort geschrieben, in dem er die Autorin und ihre Arbeit würdigt. Zudem macht er nochmals die Bedeutsamkeit der Auseinandersetzung mit eigenen Traumata und die Aufarbeitung in einer Therapie deutlich.

Meine Meinung zum Buch

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und der Aufbau des Buches schlüssig. Die vorhandenen Illustrationen lockern den Text auf und machen es angenehmer zu lesen. Insgesamt ist der Inhalt gut verständlich und nachvollziehbar.

Aufnahme zweier Illustrationen aus dem Buch

Im Abschnitt über die Ursachen von einem Trauma (besonders der Liebe und der Identität) bezieht sich die Autorin in erster Linie auf die Mutter und ich habe den Eindruck, dass die Mutter hier pauschal schuldig angesehen wird. Die Kriterien, die Vivian Broughton für die Entstehung eines Traumas nennt, können auf (fast) alle Eltern-Kind-Beziehungen in irgendeiner Form und in irgendeinem Ausmaß zutreffen.

Zusätzlich ist hier fast immer von der Mutter und so gut wie nie vom Vater die Rede, was nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechend. Dies konnte ich gerade erst im Buch Mythos Mutterinstinkt lesen. Als ich den Ursachenabschnitt gelesen habe, hatte ich an einigen Stellen ein schlechtes Gewissen, habe ich mich verurteilt und unter Druck gesetzt gefühlt.

Ich erachte es natürlich für wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Allerdings hilft es niemandem sich nur noch schuldig zu fühlen und aus Angst, etwas falsch zu machen, zu handeln.

Die restlichen Abschnitte haben mir insgesamt gut gefallen und sind größtenteils aufschlussreich. Da die Autorin selbst jedoch immer wieder den Hinweis gibt, dass das Buch nur ein erster Schritt ist und in jedem Fall zur Integration eine Therapie notwendig ist, sehe ich nicht den großen Nutzen dieses Buches.

Die beschriebene und empfohlene Therapiemethode ist leider noch nicht so weit verbreitet, sodass es für Lesende sehr wahrscheinlich schwierig ist, einen entsprechenden Therapieplatz zu finden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass auch andere Therapiemethoden beschrieben werden, welche ebenfalls hilfreich sein könnten.

Alles in allem bin leider enttäuscht von dem Buch Zurück in mein Ich und kann es, entgegen der vielen positiven Rezensionen, die ich gelesen habe, nicht weiterempfehlen.

Teile mir deine Meinung zu dem Thema mit

Hast du dich schon einmal mit dem Thema Trauma auseinandergesetzt? Wenn ja, in welchem Rahmen? Hast du ebenfalls Bücher dazu gelesen? Oder hast du eine Therapie gemacht, um ein Trauma zu verarbeiten? Wie war deine Erfahrung damit?

Ich freue mich davon in den Kommentaren zu lesen!