Sollen wir mal Tabus brechen? Lass uns Tabus brechen! Ich möchte über etwas schreiben, über das sonst so oft betreten geschwiegen wird, für das sich regelmäßig geschämt wird. Was ich meine? Ich spreche von der Menstruation, der Regelblutung, den roten Tagen oder der Erdbeerwoche. Du siehst, es gibt so viele Bezeichnungen dafür. Genauso übrigens wie für Geschlechtsteile. Das Thema ist dann entweder peinlich, eklig oder es wird sich darüber lustig gemacht.

Warum wird da eigentlich so wenig drüber geredet? Warum soll es ekelhaft oder ein Grund zum Schämen sein, wenn ich meine Monatsblutung habe? Ich glaube, unsere Gesellschaft ist generell sehr "sauber" geworden und spricht insgesamt fast gar nicht über Ausscheidungen. Aussagen wie "Oh, da hat jemand gepupst? Das war wohl das Baby." oder "Das stinkt doch nicht." führen zu ungesundem Verhalten und einer Tabuisierung.

Ein schmelzendes Erbeereis am Stiel.

Bereits Kinder leiden immer häufiger an Verstopfungen, junge Mädchen ekeln sich vor sich selbst, wenn sie zum ersten Mal ihre Regel bekommen. Warum? Warum ist das so? Unsere Ausscheidungen, egal, welche, sind doch gut und wichtig. Würden wir nicht pinkeln oder kacken, würde es uns definitiv nicht gut gehen. Wir sprechen immer davon, wie wichtig es doch ist, regelmäßig zu trinken, gesund zu essen, rauszugehen, etc. Aber keiner sagt, wie wichtig unsere Ausscheidungen sind. Sie zeigen uns außerdem so viel. An unseren Ausscheidungen können wir Krankheiten erkennen, wir merken, unsere Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel und noch vieles mehr.

Doch ich möchte hier und jetzt bei der Menstruation bleiben. Die Menstruation ist etwas Wunderbares. Sie macht den weiblichen Zyklus sichtbar. Und warum ich das toll finde? Der weibliche Zyklus ist der Inbegriff des Lebens. Ohne ihn könnten wir ja schlicht und ergreifend keine Kinder bekommen. Er zeigt uns das Wunder des Lebens und er zeigt uns klar, dass wir eben keine Männer ohne Penis sind.

Nein, ich mag es auch nicht, wenn ich meine Tage habe. Dann bin ich oft wehleidig und weinerlich, ja, insgesamt ziemlich emotional. Ich möchte mich am liebsten verkriechen, habe Schmerzen. Doch das gestehe ich mir zu. Ich gönne mir diese Ruhezeiten. Ich höre auf meinen Körper oder sollte ich eher schreiben - meine Körperin?! Nein, es ist nicht schön zu bluten und doch kann ich mich dafür feiern. Ich muss mich auch nicht mit meinen Menstruationsbeschwerden verstecken.

Die Blutung zeigt mir meine Fruchtbarkeit. In alten Mythologien gab es Göttinnen der Fruchtbarkeit. Aphrodite war es bspw. bei den Griechen, Freya in der nordischen Mythologie. Sie wurden angebetet, denn Fruchtbarkeit ist wunderbar. Fruchtbarkeit ist wichtig.

In unserer Gesellschaft hat es sich eingeschlichen, dass nicht mehr über die monatliche Blutung gesprochen wird. Hygieneartikel werden irgendwo nicht sichtbar im Bad und in Taschen versteckt, sodass bloß keiner etwas bemerkt und dass auch bloß nicht darüber gesprochen wird. Aussagen wie "Die ist aber wieder launisch, die hat bestimmt ihre Tage." machen das ganze nicht gerade besser.

Die Scham hat uns weit gebracht. Nicht mal wir selbst wollen unser Blut sehen. Am besten soll es direkt verschwinden und auch eben nicht sichtbar sein. Dafür verwenden wir diese ganzen Wegwerfartikel. Kein Wunder, dass Tampons da am beliebtesten sind. Da bleibt die Blutung ja auch in mir und ich kann ihn dann direkt ent-sorgen und bin damit alle "Sorge" los.

Wiederverwendbare Produkte wie Menstruationstassen, Menstruationsschwämmchen oder Stoffbinden gewinnen erst in den letzten Jahren an Bekanntheit. Diese habe ich in meinem Artikel Alternative Monatshygiene bereits vorgestellt. Dadurch wird eben auch das Thema der Menstuation wieder in der Gesellschaft präsenter. Der Oscar für den Film über Menstruation "Period. End of Sentence" zeigt ebenfalls, dass nicht mehr darüber geschwiegen werden kann.

Passend dazu habe ich auch ein Video der Poetry-Slammerin Lara Ermer gesehen, die ebenfalls über die Menstruation mit ihrem Text "Erdbeerwoche" spricht. Lasst uns weiter dieses Tabu brechen und darüber brechen!

Ich finde außerdem, dass Frauen sehr viel Bewusstsein und Wissen über den Zyklus, aber auch das weibliche Geschlecht fehlt. Wenige Frauen wissen, wo sich genau der Muttermund befindet und können ihn tasten. Wenige Frauen genießen sich selbst. Wenige Frauen merken, wie sich der Ausfluss im Laufe eines Zyklus ändert.

Mit diesem Wissen und dem Bewusstsein geht jedoch auch viel Weisheit verloren. Frauen, die um ihre Blutmenge, die Konsistenz und Farbe der Ausscheidungen und ihre Geschlechtsorgane wissen, bemerken viel schneller Veränderungen. Sie merken viel früher, wenn etwas anders ist, als es sein sollte. Und ich wage zu behaupten, dass Frauen, die zu sich und ihrer Weiblichkeit mit dem gesamten Zyklus stehen, sehr viel mehr Selbstbewusstsein ausstrahlen.

Eine Schwangerschaft kann von einigen Frauen dann auch schon bemerkt werden bevor die Menstruation überhaupt ausbleibt. Das Wissen um den eigenen Köprer und die eigenen Veränderungen schaffen ein anderes Selbst-bewusstsein.

Die Menstruation ist kein Grund sich zu schämen. Im Gegenteil, es ist ein Grund uns zu feiern. Feiern wir uns für unsere Weiblichkeit, für unsere Fruchtbarkeit. Ich meine damit nicht, dass wir jetzt bei jeder Regelblutung einen Facebookstatus oder Tweet auf Twitter schreiben sollten à la "Juhu, ich blute wieder." Es würde doch schon reichen, wenn wir unsere Unterleibschmerzen nicht peinlich überspielen würden. Wenn wir dazu stehen würden, dass wir Frauen sind.

Lasst uns unsere Töchter feiern, wenn sie ihre erste Regel bekommen. Lasst uns ihnen zeigen, dass sie kein Grund ist sich zu schämen oder zu verstecken. Es ist Monatsblut. Das gehört genauso zum Leben wie Urin und Stuhl. Und auch auch diese Ausscheidung brauchen wir, sie hält uns gesund.

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Das Bild im Artikel (rotes schmelzendes Erdbeereis am Stiel) kommt von unsplash.com.