Ein typisches Problem wegen dem ich bezüglich einer Stillberatung kontaktiert werde, ist ein Milchstau. Einige Frauen haben im Laufe der Stillzeit mal einen Milchstau, manche sogar mehrfach.

Doch, was ist ein Milchstau überhaupt? Wie unterscheide ich den Milchstau von einer Brustentzündung? Woher kommt er? Was kann ich tun, wenn ich einen Milchstau habe? Und was kann ich tun, damit ich gar nicht erst einen Milchstau bekomme?

Auf diese und weitere Fragen möchte ich in diesem Artikel eingehen.

Inhaltsangabe

Was ist ein Milchstau?

Eigentlich beschreibt es der Begriff Milchstau schon sehr gut: Es handelt sich dabei um einen oder mehrere gestaute Milchgänge einer stillenden Frau. Oft wird ein Milchstau gar nicht bemerkt und verschwindet beim nächsten Stillen wieder. Handelt es sich um einen schmerzhaften, unangenehmen Milchstau äußert er sich anhand verschiedener Symptome (siehe Woran erkenne ich einen Milchstau?) und sollte ernst genommen werden, damit er sich nicht verschlimmert.

Zu den Verursachern eines Milchstaus gibt es unterschiedliche Thesen. Die verhärteten Stellen können Fettpfropfen sein, wobei Fettanteile der Milch verklumpt sind und daher nicht mehr abtransportiert werden können. Weiter wird vermutet, dass sich auch Kalzium-Körnchen in der Muttermilch bilden können. Diese sind verhältnismäßig fest und daher sehr unangenehm. Eine weitere Vermutung lautet, dass abgestorbene Zellen die Milchgänge blockieren können.

Am häufigsten tritt ein Milchstau in den ersten drei Monaten, also zu Beginn der Stillzeit auf. Nicht selten tritt er bei der Veränderung der Milch vom Kolostrum zur reifen Milch und der damit verbundenen Steigerung der Milchmenge auf.

An dieser Stelle möchte ich meinen Artikel Über die Bedeutung von Neugeborenenmilch (Kolostrum) nicht unerwähnt lassen.

Woran erkenne ich einen Milchstau?

Meist äußert sich ein Milchstau mit typischen Entzündungszeichen: Rötung, Schmerzen, Hitze an der gestauten Stelle oder auch insgesamt Fieber, Schwellung oder verhärtete Stellen.

Teilaufnahme einer weinenden Frau.

Außerdem sind bei einigen Frauen Milchbläschen erkennbar. Milchbläschen sind dünne Häutchen, die sich auf dem Ende eines Milchgangs bilden.

Viele Frauen fühlen sich auch insgesamt erschöpft und schlapp mit grippeähnlichen Symptomen. Auch können die Lymphknoten in der Achselhöhle geschwollen und druckempfindlich sein.

Was ist der Unterschied zwischen einem Milchstau und einer Brustentzündung?

Die Differenzierung zwischen einem Milchstau und einer Brustentzündung ist nicht einfach und in der Regel auch nicht notwendig. Halten die Symptome oder das Fieber länger als 24 Stunden an, sollte in jedem Fall ein Arzt, am besten ein Gynäkologe, aufgesucht werden. Meist wird dann wie bei einer Brustentzündung behandelt.

Insgesamt kommt es bei einem Milchstau oft zu Fieber, bei einer Brustentzündung haben die Frauen immer Fieber.

Durch einen Abstrich und einer darin erkannten Bakterienkultur könnte eine Brustentzündung bestätigt werden. Durch die Anzahl der Keime kann eine Mastitis, also eine Brustentzündung, dann in verschiedene Formen eingeteilt werden.

Allerdings ist eine solche Untersuchung in der Praxis eher unüblich, da die Symptome sich in der Regel bereits gebessert haben, bevor die Ergebnisse überhaupt vorliegen.

Wie entsteht ein Milchstau?

Die Ursachen eines Milchstaus können vielfältig sein und es ist wichtig zu schauen, wo diese genau liegt, um folgende Milchstaus zu vermeiden und entsprechend zu handeln.

Ein typischer und häufiger Faktor als Ursache für einen Milchstau ist Stress. Dieser kann durch Verunsicherung, Überforderung oder schlicht zu viele Termine und unrealistische Erwartungen entstehen. Dabei wird der Milchspendereflex behindert durch die ausgeschütteten Stresshormone Cortisol und Adrenalin. Das Baby schafft es nun nicht mehr, die Milchgänge ausreichend zu entleeren, die Milch staut sich und es kommt zu den oben genannten Symptomen.

Ebenso können Schmerzen einen Einfluss auf die Ausschüttung von Stresshormonen haben. Dies kann an einer verkrampften Stillposition, einer unangenehmen Naht nach der Geburt oder Schmerzen durch eine Kaiserschnittgeburt liegen. Ebenso könnten die Schmerzen durch wunde Brustwarzen verursacht werden. Bei den wunden Brustwarzen ist ebenfalls zu bedenken, dass Frauen dabei manchmal seltener anlegen, was die Symptome, aufgrund der mangelnden Entleerung, eher verschlimmert.

Wenn Brustwarzen durch das Wundsein nicht nur gereizt, sondern sogar an manchen Stellen offen (blutig) sind, können hier natürlich auch leichter Keime eindringen, sodass hierbei besonders auf Hygiene geachtet werden sollte (neben der Behandlung und der Ursachensuche der wunden Brustwarzen).

Neben der Abflussbehinderung des Milchspendereflexes können auch mechanische Gründe als Ursache für den Milchstau vorliegen. Immer wenn ein punktueller Druck an einer Stelle der Brust entsteht, kann dies zu einem Stau in diesem Bereich führen.

Möglich sind hier ein schlecht sitzender Still-BH (ich empfehle eine gute Beratung zu der richtigen Größe!) oder ein nicht gleichmäßig gebundenes Tragetuch, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Auch Verletzungen durch Stöße oder Prellungen können einen Milchstau verursachen. Selbst minimale Schwellungen können dabei schon Druck auf die Milchgänge ausüben, sodass diese nicht mehr richtig entleert werden können. Von außen sind diese Schwellungen oft gar nicht sichtbar.

Selten haben Frauen versprengtes Drüsengewebe. Dieses reagiert ebenfalls auf die hormonellen Veränderungen, die mit der Stillzeit einhergehen, sodass sich an diesen Stellen ebenfalls Milchstaus bilden können. Diese können genauso behandelt werden, wie Milchstaus an der Brust selbst.

Wenn Frauen eine Brust-OP oder ein Brustwarzenpiercing hatten, ist es möglich, dass dabei einzelne Milchgänge durchtrennt wurden, welche sich in der Folge beim Stillen stauen können.

Eine sehr häufige Ursache für einen Milchstau ist die nicht ausreichende Entleerung der Brust durch das Baby. Schläft das Baby einmal ungewöhnlich lange, kann sich die Milch stauen. Ebenso kann ein falsches Anlegen dazu führen, dass die Brust nicht gleichmäßig entleert wird.

Teilaufnahme einer Frau, die ein Baby auf dem Arm hält.

Manche Frauen haben außerdem sehr viel Milch, v.a. bis sich die Milchmenge auf den Bedarf des Kindes angepasst hat. Wenn die Milchmenge deutlich den Bedarf des Kindes übersteigt, hat das Baby nicht die Möglichkeit die Brust ausreichend zu entleeren.

Eine weitere Ursache für einen Milchstau ist eine Überempfindlichkeit der Brüste in Bezug auf Kälte oder Zugluft. Dabei verkrampfen sich die Muskeln in der Brust und der Abfluss wird behindert, die Milchgänge können nicht entsprechend geleert werden. Dies geschieht häufig beim Stillen im Freien, durch die kühle Luft nach dem Duschen oder auch allein beim Stillen zu Hause, sobald es etwas kühler ist, wenn die Reaktion auf Temperaturveränderungen extrem ist.

Ebenso könnte ein sehr schnelles Abstillen durch die unzureichende Entleerung zu einem Milchstau und damit einer zusätzlichen Belastung führen.

Du siehst, es gibt wirklich viele verschiedene Ursachen für einen Milchstau. Einiges kannst du sicherlich schnell ausschließen, an anderen Stellen ist es vielleicht nicht so einfach.

Was kann ich tun, wenn ich einen Milchstau habe?

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Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich teilweise nach der vorhandenen Ursache für den Milchstau, wichtig ist so schnell wie möglich zu reagieren. Einige Aspekte gelten jedoch für jeden Milchstau, unabhängig von der Ursache.

Wenn du einen Milchstau hast, solltest du in erster Linie alle Termine absagen, dich ins Bett legen und so viel Stress wie möglich vermeiden. Der Haushalt kann warten.

Aufnahme einer im Bett liegenden Frau.

Dein Baby sollte dabei bei dir sein, sodass ihr oft und eingeschränkt stillen könnt. Dabei solltest du auf eine bequeme Stillposition und auf ein korrektes Anlegen achten, sodass die Brust effektiv entleert werden kann. In mancher Fachliteratur wird empfohlen mit der betroffenen Seite zu beginnen, um hier eine gute Entleerung zu gewährleisten.

Wie du ein effektives Stillen erkennen kannst erfährst du in meinem Artikel 7 Anzeichen, an denen du erkennst, dass dein Baby effektiv stillt.

Aufnahme einer Frau im Bett liegend nah bei einem Baby.Aufnahme einer Frau, die ein Baby in der Wiegeposition stillt.

Beim Anlegen ist es von Vorteil, wenn das Kinn deines Baby zur betroffenen Stelle zeigt, da es hier am effektivsten saugt und den Stau so besser lösen kann.

Viele Mütter finden den Vierfüßlerstand als Stillposition während eines Milchstaus angenehm, weil die Schwerkraft dabei den Milchfluss unterstützt. Eventuell musst du dein Baby dabei etwas höher legen. Wenn du diese Position als unangenehm oder anstrengend empfindest, kannst du auch gut in Rückenlage stillen, weil du hierbei ebenfalls flexibel bist, was die Lage deines Kindes angeht und es gut mit dem Kinn zur gestauten Stelle liegen kann.

Wenn dein Baby nicht oft trinken möchte oder gerade an der gestauten Brust nicht ausreichend saugt, solltest die Milch von Hand oder mit einer Pumpe entleeren. Informationen hierzu findest du im Artikel Abpumpen und Aufbewahren von Muttermilch der Seite www.still-lexikon.de.

Vor dem Stillen kannst du deine Brust sanft etwas wärmen, um den Milchfluss zu unterstützen und im Anschluss kühlen. Das Kühlen kannst du bspw. mit Quark (Vorsicht bei wunden Brustwarzen!) oder gewalkten Weißkohlblättern machen. Weißkohl wirkt entzündungshemmend und viele Frauen empfinden dies sehr angenehm.

Aufnahme eines Weißkohls.

Außerdem kannst du deine Brust, besonders an der gestauten Stelle, vorsichtig massieren. Bei der Kleidung ist wichtig darauf zu achten, dass sie nicht drückt oder einschneidet, also einfach locker sitzt.

Solltest du starke Schmerzen haben und deshalb verkrampft sein, kannst du dich über die Einnahme geeigneter Schmerzmittel auf der Seite www.embryotox.de informieren.

Aufnahme einer Hand, die Tabletten hält.

In Absprache mit deiner Hebamme oder deiner Gynäkologin macht möglicherweise auch die Einnahme von Lecithin, welches als hierbei Emulgator wirkt, Sinn. Zusätzlich könnte ein Milchstau homöopathisch behandelt werden. Dafür kannst du dich am besten von einer Hebamme oder einer Ärztin beraten lassen, die sich hiermit auskennen.

Ganz allgemein ist Entspannung neben der Bettruhe wichtig. Wenn es dir hilft, kannst du auch ein entspannendes Bad nehmen, vielleicht kann dein Partner dich massieren. Spezielle Massagetechniken des Rückens können den Milchfluss unterstützen.

Teilaufnahme einer Badewanne.

Solltest du ein Milchbläschen haben, öffnet sich dieses in aller Regel von ganz allein, sobald dein Baby saugt. Du musst hier also nichts machen. Wenn es dich sehr stört oder es sich nicht öffnet, kannst du es manuell mit einer sterilen (!) Nadel öffnen.

Wie kann ich einem Milchstau vorbeugen?

Um einen Milchstau zu verhindern, ist es wichtig, die Ursachen oder Risikofaktoren zu kennen, die ich weiter oben beschrieben habe. Dann kannst du gezielt schauen, was du in diesem Fall tun kannst.

In jedem Fall, nicht nur um einem Milchstau vorzubeugen, ist wichtig auf ein gutes und richtiges Anlegen zu achten. Wie du dein Baby korrekt anlegst, kannst du im Artikel Wie lege ich mein Baby richtig an die Brust an? von Nina Abel nachlesen.

Wenn das Anlegen nicht gut funktioniert, ergibt es Sinn eine erfahrene Stillberaterin zu kontaktieren, die beim Anlegen unterstützen und Tipps geben kann. Sie achtet in der Regel auf eine angenehme Stillposition, eine gute Saugtechnik des Babys, eine nicht zu pralle Brust (dann können Babys sie schwieriger erfassen) und schaut bei Bedarf auf das Zungen- und Lippenband, sowie den Gaumen. Verkürzungen in diesem Bereich können sich immer auch auf das Stillen auswirken.

Dein Säugling sollte die Möglichkeit haben nach Bedarf zu stillen, genauso wie du selbst auch. Meine Gedanken zu dem Thema kannst du übrigens in meinem Artikel Über das Stillen nach Bedarf nachlesen. Hierbei wird sowohl dein Bedarf als auch der deines Babys berücksichtigt.

Außerdem ist es immer von Vorteil, ebenfalls nicht nur als vorbeugende Maßnahme in Bezug auf einen Milchstau, übermäßigen Stress zu vermeiden.

Wo finde ich weitere Informationen dazu?

Infoblatt der La Lèche Liga zu Milchstau und Brustentzündung: Infoblatt LLL Milchstau und Brustenzuendung.pdf.

Artikel des still-lexikon.de über Milchstau: www.still-lexikon.de/milchstau.

Artikel von stillkinder.de zum Thema Milchstau: www.stillkinder.de/was-tun-bei-einem-milchstau.

Artikel in hebammenblog.de über den Milchstau als typisches Stillproblem: www.hebammenblog.de/stillprobleme-milchstau.

Was sind deine Gedanken zum Thema Milchstau?

Hattest du selbst schon mal einen Milchstau? Wenn ja, was hat dir geholfen? Hast du weitere Tipps?

Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen und freue davon in den Kommentaren zu lesen!

Quellen

Neben den oben genannten Artikeln habe ich folgende Bücher als Literaturquellen genutzt.

Bildquellen