Schmerzen beim Stillen sind vielfältig und können zu jedem Zeitpunkt der Stillzeit auftreten. Meistens treten sie in den ersten Tagen und Wochen auf. Doch Schmerzen sind zu keinem Zeitpunkt normal und sollten immer ernst genommen werden. Bei Google tauchen beispielsweise immer wieder Suchbegriffe wie Höllische Schmerzen beim Stillen oder Stechender Schmerz in der Brustwarze auf.

Schenenhafte Darstellung einer Frau, die Schmerzen zu haben scheint.

Alles, was über einen kurzen Ansaugschmerz in den ersten Tagen hinausgeht, ist nicht normal. Auch wenn die Brustwarzen wund sind, ist das nicht normal. Du musst diesen Schmerz nicht einfach aushalten. Es gibt immer eine Ursache für die Schmerzen. Diese gilt es zu finden und zu beheben.

Bitte um Hilfe und Unterstützung, wenn du unter Schmerzen leidest. Viele Ursachen können relativ leicht behoben werden. In jedem Fall sollten sich die Maßnahmen nach der Ursache richten. Nur so kann wirklich nachhaltig eine Veränderung bewirkt werden.

In diesem Artikel beschreibe ich daher die häufigsten Ursachen für Schmerzen beim Stillen und gebe dir erste Tipps, was du dagegen tun kannst. Außerdem zeige ich dir Fragen, die du dir stellen kannst, um die Ursache für deine Schmerzen zu finden.

Detailaufnahme von Händen auf Brüsten liegend.

Inhaltsverzeichnis

Fragen, die helfen können, die Ursache für Schmerzen beim Stillen zu finden

Wenn du unter Schmerzen beim Stillen leidest, dann stelle dir folgende Fragen:

  • Wann genau treten die Schmerzen auf? Beim Ansaugen, während des Stillens, nach dem Stillen?
  • Wo ist der Schmerz spürbar? In der Brust, in der Brustwarze, in der Achselhöhle, im Rücken?
  • Wie fühlt sich der Schmerz an? Brennend, stechend, ziehend, drückend?
  • Wie stark ist der Schmerz auf einer Skala von 1 bis 10?
  • Wie lange dauert der Schmerz an? Verändert sich dabei die Intensität?
  • Wie alt ist dein Baby?
  • Gibt oder gab es schmerzfreie Stillmahlzeiten?
  • Ist der Schmerz in der letzten Zeit besser oder schlechter geworden?
  • Was hast du bisher unternommen, um die Schmerzen zu lindern?
  • Ist der Schmerz in bestimmten Positionen schlimmer?
  • Gibt es eine Seite, auf der Schmerz weniger oder mehr ist?

Das sind einige typische Fragen, die ich im Rahmen einer Stillberatung stelle, um herauszufinden, woher die Schmerzen zu kommen.

Meiner Erfahrung nach werden Schmerzen selten von alleine besser (außer es handelt sich um den leichten Ansaugschmerz in den ersten Tagen), sodass es wirklich sinnvoll ist zu schauen, wo die Ursache liegt und genau hier anzusetzen.

Im Folgenden beschreibe ich nun mögliche Ursachen für Schmerzen beim Stillen.

Fehler beim Anlegen

Fehler beim Anlegen sind der häufigste Grund für Schmerzen beim Stillen, besonders in den ersten Wochen, wo bei vielen Frauen die Mamillen, also die Brustwarzen, noch sehr empfindsam sind. Wenn Fehler beim Anlegen der Grund für die Schmerzen sind, dann treten diese meistens direkt am Anfang der Stillzeit auf und eher nicht, wenn dein Baby bereits einige Monate alt ist.

Hat dein Baby beispielsweise nicht ausreichend Brustgewebe im Mund, wird die Mamille häufig gequetscht. In meinem Artikel Worauf du beim Anlegen deines Babys unbedingt achten solltest findest du weitere Informationen dazu.

Aufnahme eines Babys, welches an der Brust trinkt.

Die Schmerzen werden dabei sehr unterschiedlich von den Mamas beschrieben, stechend, ziehend oder brennend sind typische Beschreibungen. Meist sind die Schmerzen beim Ansaugen am stärksten und lassen dann nach, wenn der Milchspendereflex ausgelöst wurde. Jedoch können die Schmerzen auch länger anhalten. Nicht selten kommen letztendlich wunde oder gereizte Brustwarzen dazu.

Übrigens können auch falsches Pumpen, also mit zu starker Intensität, nicht ausreichend gereinigtem Equipment und nicht passend Pumptrichter zu Schmerzen und Wunden führen. Gleiches gilt für Brust-/ Stillhütchen. Wenn diese nicht richtig passen, kann dadurch ebenfalls die Brustwarze gereizt und dadurch schmerzhaft werden.

Verspannungen der Brustmuskulatur

Ein weiterer Aspekt, welcher von dir ausgeht und Schmerzen verursachen kann, sind Verspannungen der Brust-, aber auch Rückenmuskulatur. Diese können beispielsweise durch eine ungünstige Stillposition entstehen. Auch Stress kann zu Verspannungen führen.

Aufnahme einer Person, welche sich die Hände an den Nacken hält.

Verspannte Muskeln können zusätzlich Druck auf Nerven ausüben, was noch einmal besonders schmerzhaft ist. Der Schmerz wird dann größtenteils als stechend, beißend beschrieben und zieht bis in die Tiefe der Brust oder auch zu den Achseln und zum Rücken hin.

Das Mammary Constriction Syndrome ist ein solches Phänomen, was in der deutschen Literatur wenig beschrieben ist. Hier kann ein Besuch bei einer Körpertherapeutin Entlastung bringen. Außerdem können Dehnübungen helfen. Gleichzeitig sollte unbedingt geschaut werden, ob du wirklich in einer entspannten Position stillst.

Wunde Mamillen, Milchstau, Brustentzündung oder Soor-Infektion

Alle möglichen Schwierigkeiten, die mit der Brust zu tun haben, können Schmerzen verursachen. Die wunden Brustwarzen hatte ich weiter oben bereits kurz beschrieben. Die Lokalisation der Wunde oder Reizung kann dabei helfen, die Ursache zu finden. Denn wunde Brustwarzen haben ihrerseits ebenfalls eine Ursache und sind nicht normal.

Mehr Informationen dazu findest du in meinem Artikel Wunde Brustwarzen - Was sind die Ursachen und was kann ich tun?.

Auch ein Milchstau kann Schmerzen verursachen. Hierbei entstehen typische Entzündungszeichen, wie Rötung, Überwärmung und Schwellung. Fieber kann ebenfalls ein Anzeichen für einen Milchstau sein. In erster Linie treten aber Schmerzen auf. Diese können örtlich begrenzt sein oder auch die gesamte Brust betreffen. Eine Brustentzündung macht ähnliche Symptome und ist nicht immer von einem Milchstau zu unterscheiden, jedoch ist dabei immer Fieber mit im Spiel. Was du bei dabei tun kannst, kannst du in meinem Artikel Milchstau nachlesen.

Wenn die Brust schmerzt, aber insgesamt weich ist, kann dennoch ein Milchstau vorliegen, welcher im tieferen Brustgewebe liegt. Natürlich gibt es hier aber noch viele weitere mögliche Ursachen.

Weitere Sonderformen in diesem Bereich sind ein Abszess oder eine subakute Mastitis. Dies möchte ich an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnen.

Eine weitere Erkrankung, die Schmerzen verursachen kann und nicht selten vorkommt, ist eine Pilzinfektion, klassischerweise ein Soor. Hierbei treten die Schmerzen meist auch zwischen den Mahlzeiten auf und werden häufig als stechend beschrieben.

Die Haut an der Brust und/ oder der Mamille ist dabei überwiegend gespannt, glänzend und teilweise gerötet. Juckreiz kann ein weiteres Symptom sein. Möglicherweise ist dein Baby ebenfalls betroffen. Bei den Babys ist dann mehrheitlich ein weißer Belag auf der Zunge, am Gaumen und in den Wangentaschen zu sehen. Eine mögliche Pilzinfektion solltest du in jedem Fall ärztlich abklären lassen.

Detailaufnahme eines Mannes in weißem Arztkittel mit Stethoskop in der Hand.

Eine spezielle Form ist dabei der Milchgangsoor, bei dem sich die Pilzerkrankung in den Milchgängen befindet. Dies ist allerdings bisher kaum beschrieben und stellt in erster Linie eine Ausschlussdiagnose dar.

Vasospasmus

Bei einem Vasospasmus handelt es sich um eine kurzfristige Durchblutungsstörung in den Mamillen. Dabei werden die Brustwarzen weiß oder bläulich, meist nach dem Stillen. Der Schmerz wird dabei häufig als sehr stechend beschrieben und lässt nach, wenn die Durchblutungssituation sich wieder gebessert hat.

Ein Vasospasmus kann unterschiedlich Gründe haben. Manchmal steckt ein Nährstoffmangel dahinter, vor allem, wenn du hochdosiert Magnesium in der Schwangerschaft genommen und dann direkt abgesetzt hast, ist das nicht unwahrscheinlich. Eine Einnahme von hochdosierte Einnahme von Magnesium, Calcium und Vitamin B6 kann hier Abhilfe schaffen. Bitte sprich dies unbedingt mit deiner Hebamme oder einer Ärztin ab.

Manchmal tritt der Vasospasmus bei jedem Kältereiz auf, also beispielsweise draußen im Winter oder nach dem Duschen. Dies kann ein Hinweis auf einen nährstoffbedingten Vasospasmus sein. Eine Sonderform ist hier das Raynaud-Syndrom. In Sonderfällen kann dabei eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein.

Häufig tritt Vasospasmus jedoch auf, wenn dein Baby nicht ausreichend Brustgewebe im Mund hat und dadurch die Mamille gequetscht wird. Auch hier ist es wichtig, die Ursache zu finden und zu beheben.

Milcheinschuss

Der Milcheinschuss in den ersten Tagen nach der Geburt bereitet einigen Mamas ebenfalls Schmerzen. Plötzlich wird die Milchmenge deutlich mehr, hinzu kommt eine deutliche Steigerung der Lymphflüssigkeit. Die Brust ist oft gespannt, prall und fest.

Dadurch ist es für dein Baby schwieriger, die Brust gut zu erfassen. Es hat schnell nur wenig Brustgewebe im Mund. In diesem Fall könntest du vor dem Anlegen etwas Milch ausstreichen, um die Brust etwas weicher zu machen und deinem Baby das Andocken zu erleichtern.

Ansonsten kannst du mit dem Milcheinschuss wie mit einem Milchstau verfahren, also gerne vorher etwas wärmen und massieren, danach sanft kühlen, sind klassische Maßnahmen.

Auch sogenanntes versprengtes Drüsengewebe kann beim Milcheinschuss besondere Schmerzen bereiten. Dabei handelt es sich um Drüsengewebe, welches sich nicht in der Brust direkt befindet. Teilweise ist beispielsweise eine weitere Brustwarze in Achselnähe vorhanden, welche ebenfalls auf den hormonelle Milcheinschuss reagiert.

Sobald sich die Milchmenge reguliert hat, sollte der Schmerz nachlassen.

Erneute Schwangerschaft

In der Schwangerschaft verändert sich das Brustgewebe, die Mamillen, also die Brustwarzen werden deutlich empfindlicher. Das kann dazu führen, dass das Stillen in der Schwangerschaft schmerzhaft ist. Manche Frauen empfinden es als unangenehm, andere haben starke Schmerzen.

Detailaufnahme einer Frau mit Babybauch. Daneben steht ein Kind und küsst den Bauch.

Gleichzeitig reduziert sich die Milchmenge in der Schwangerschaft, sodass dein Kind möglicherweise unzufrieden auf Brust herumkaut, um an die Milch zu kommen. Das kann verständlicherweise ebenfalls weh tun.

Es gibt zum Stillen in der Schwangerschaft kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass du mit deinem Kind einen weg findest, der für euch passend ist.

Orale Restriktionen wie beispielsweise ein kurzes Zungenband

Orale Restriktionen, also Einschränkungen im Mundraum, können ebenfalls Schmerzen beim Stillen verursachen. Hierzu zählen beispielsweise ein kurzes Zungenband oder ein zu kurzes Lippenband.

Ein kurzes Zungenband kann eine ganze Reihe an Problemen und Schwierigkeiten beim Stillen (und unabhängig davon) mit sich bringen. Mehr dazu kannst du in meinem Artikel Das (zu) kurze Zungenband nachlesen.

Das, was bei einem kurzen Zungenband zu den Schmerzen führt, sind die fehlenden Bewegungsmöglichkeiten der Zunge, sodass das Saugmuster ungünstig ist. Das Saugmuster kann dabei sehr unterschiedlich sein. Beispielsweise kann erhöhter Druck durch den Kiefer entstehen, das Baby kaut auf der Brust, es entstehen Grübchen an den Wangen, die Lippen drücken die Brust zusammen oder rollen nach innen ein.

Das Thema ist sehr komplex. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Baby ein kurzes Zungenband hat, wende dich bitte an entsprechend fortgebildete Fachkräfte. Nicht alle sind hier auf dem aktuellen Wissensstand und können umfassend begleiten. Viele Informationen und mögliche Ansprechpartner findest du auf der Seite der Defagor.

Verspannungen des Kindes

Nicht nur Verspannungen von dir können zu Schmerzen führen, nein, auch wenn dein Kind Verspannungen oder Blockaden hat, kann das zu Schmerzen beim Stillen führen. Anzeichen dafür können sein, dass eine Brust deutlich besser funktioniert, dein Kind insgesamt eine Lieblingsseite hat oder es sich beim Stillen steif macht und wegdrückt. Teilweise funktioniert das Stillen insgesamt nur einseitig und auf der anderen Seite ist das Stillen kaum möglich.

Teilweise können Babys mit Verspannungen nicht mit leichter Kopfstreckung saugen oder aber nur, wenn der Kopf zur Seite gedreht ist.

Auch hier kann eine Körpertherapeutin, wie beispielsweise im Rahmen von Osteopathie oder Physiotherapie, helfen, die Situation zu verbessern.

Infektionen

Erkrankungen, typischerweise Atemwegserkrankungen, können ebenfalls zu Schmerzen beim Stillen führen. Das Baby kann dann beispielsweise nicht richtig saugen, weil es durch die verstopfte Nase nicht durch die Nase atmen kann. Babys drücken dann teilweise den Kiefer vermehrt zusammen, um die Brustwarze trotzdem zu halten, was eben oft schmerzhaft ist.

Hier werden die Schmerzen in der Regel schnell besser, wenn die Erkrankung überstanden ist. In der Zwischenzeit ist es wichtig, gezielt auf ein gutes Anlegen zu achten und im Beispiel mit der verstopften Nase, für freie Atemwege zu sorgen.

Zahnen und Beißen

Beim Zahneinschuss in den Kiefer, sowie beim Durchbruch der Zähne verspüren Babys ein starkes Druckgefühl im Kiefer. Es tut weh, sie möchten teilweise einen Gegendruck für die gespannten Kauleisten. Diesen Gegendruck bewirken sie teilweise, indem sie beim Stillen die Kauleisten zusammenpressen. Das kann sehr schmerzhaft sein.

Wenn die Zähne erst einmal durchgebrochen sind, müssen manche Babys das Stillen erst einmal neu lernen. Einige beißen dabei. Es kann dabei zu Verletzungen der Brustwarze kommen.

Grundsätzlich erst einmal: Zähne sind erst einmal kein Grund abzustillen. Die ersten Zähne heißen Milchzähne, weil mit ihnen gestillt wird. Bei den unteren Schneidezähnen, die meist zuerst kommen, liegt außerdem die Zunge beim Stillen darüber. Durch die Zähne muss das Stillen also nicht per se schmerzhaft sein.

Wenn dein Baby beim Stillen kaut oder beißt, würde ich immer möglichst schnell abdocken und eine Alternative für den Druck im Kiefer anbieten. Das kann eine sogenannte Stillkette sein oder auch ein Beißring. Außerdem kannst du, besonders wenn dein Kind schon etwas älter ist, erklären, dass das Beißen dir weh tut und dann immer abdockst.

Weitere Gründe für ein ungünstiges Saugmuster

Es gibt noch einige weitere Gründe, neben oralen Restriktionen oder Verspannungen, die zu einem ungünstigen Saugmuster führen können. Dies möchte ich hier nur kurz anschneiden.

Das Stillen ist bei deinem Baby ein komplexes Zusammenspiel aus verschiedenen Reflexen. Wenn einer dieser Reflexe nicht ausreichend ausgereift oder später gehemmt ist, kann dies zu Schwierigkeiten beim Saugen und damit ebenfalls zu Schmerzen führen.

Wenn dein Baby nicht nur an der Brust saugt, sondern beispielsweise auch an einem Beruhigungssauger, also einem Schnuller, oder aber an einer Flasche, dann kann dies zu einer Saugverwirrung führen. Sollte dein Baby so wie am Schnuller schließlich an der Brust saugen, ist dies oft ineffektiv und kann zu Schmerzen führen.

Aufnahme eines liegenden, wachen Babys mit Schnuller im Mund.

Nicht alle Babys entwickeln eine solche Saugverwirrung, doch es ist zu jedem Zeitpunkt in der Stillzeit möglich.

Fazit

Wie du gesehen hast, können Schmerzen eine ganze Reihe an möglichen Ursachen haben und sie sollten niemals einfach hingenommen werden. Es gibt immer eine Ursache für die Schmerzen und diese gilt es zu finden und zu beheben. Wenn du dabei Unterstützung benötigst, wende dich an deine Hebamme oder eine Stillberaterin.

Einige Ursachen müssen zudem ärztlich abgeklärt werden.

Ich hoffe, der Artikel konnte dir helfen und du hast eine Idee erhalten, was hinter deinen Schmerzen stecken könnte.

Wenn du Anmerkungen oder Ergänzungen hast, schreib mir gerne einen Kommentar. Ich freue mich davon zu lesen.

Bildquellen: