Das Thema Stillen ist mit vielen Halbwahrheiten und mit viel Halbwissen besetzt. Einiges was so erzählt wird, stimmt gar nicht und schränkt Frauen unnötig ein oder macht Angst. Diese Mythen suggerieren, dass das Stillen ziemlich kompliziert wäre und dass ich mich als Mama dafür sehr aufopfern müsse. Doch, wie ich im Folgenden zeigen möchte, stimmt das gar nicht.

Mein Baby weint, weil ich zu wenig Milch habe. / Mein Baby wird nicht satt.

Foto eines weinenden Babys.

Wenn ein Baby weint, kann das viele Ursachen haben. Es kann müde sein, überreizt, hungrig oder es muss mal. Vielleicht will es auch gerade kuscheln und nicht alleine sein, also sein Bedürfnis nach Nähe stillen. Die Signale eines Babys zu verstehen ist am Anfang (und auch später) nicht immer einfach. In den allermeisten Fällen liegt es nicht an einer zu geringen Milchmenge. Hier gilt: Die Nachfrage regelt das Angebot. Also wenn das Baby oft und ausgiebig angelegt wird, erhöht sich auch die Milchmenge.

In Zeiten eines Entwicklungsschubs oder bei Krankheit kann sich der Bedarf an Milch erhöhen. Die Milchmenge passt sich beim Stillen nach Bedarf dann automatisch an die aktuellen Bedürfnisse des Babys an.

Nimmt dein Baby nicht ausreichend zu, hat nicht ausreichend nasse Windeln oder du findest keine andere Ursache für das Weinen deines Babys, gilt es genauer hinzusehen und die Unterstützung, deiner Hebamme oder deiner Stillberaterin in Anspruch zu nehmen.

Weitere Informationen über eine nicht ausreichende Milchbildung, findest du in diesem Artikel des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation.

Ich habe flache Warzen, deshalb muss ich mit Brusthütchen stillen.

Brusthütchen oder Stillhütchen gibt es noch gar nicht so lange. Es gab aber immer schon Frauen mit flachen Warzen oder gar Hohlwarzen und auch sie konnten stillen. Wichtig zu wissen ist, dass das Baby nicht aus der Warze, sondern aus der Brust trinkt.

Das Stillen mit flachen Warzen erfordert für Babys manchmal mehr Übung. Mit einer zurückgelehnten Haltung kann das Baby jedoch einfacher viel Brustgewebe in den Mund nehmen und so das Stillen üben. Es kann so von Anfang an ohne Hilfsmittel direkt an der Brust saugen und sich an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen. Bei Schwierigkeiten oder Problemen würde ich empfehlen eine Stillberaterin zu kontaktieren, die sich das Anlegen anschaut und individuelle Hilfestellung bieten kann.

Weitere Informationen zum Thema Flach- und Hohlwarzen im Zusammenhang mit dem Stillen findest du in dem Artikel Stillen bei Flachwarzen, Schlupfwarzen und Hohlwarzen von www.still-lexikon.de. Hier werden sowohl verschiedene Vorbereitungsmaßnahmen in der Schwangerschaft beschrieben, wie sinnvoll diese sind, ebenso wie das eigentliche Stillmanagment und der Einsatz von Hilfsmittel wie Brusthütchen.

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Ich darf nur alle vier Stunden stillen.

Nein, diese These ist veraltet. Ein Baby sollte 8-12x in 24 Stunden angelegt werden, um ausreichend Milch zu bekommen und die Milchbildung anzuregen. Diese Aussage hat viel mit der Angst zu tun, dass ich mein Baby mit häufigem Stillen verwöhnen könnte. Dazu schreibe ich gleich noch mehr.

Das Anlegen wird bei einem solchen starren Schema meist schwierig, weil das Baby schon sehr viel früher Hunger hat und entsprechend weint. Dadurch kann es sich nicht gut auf die Koordination beim Stillen mit Saugen, Schlucken und Atmen konzentrieren.

Mehr zum Stillen nach Bedarf kannst du auch in meinem Artikel Über das Stillen nach Bedarf nachlesen.

Wenn ich mein Baby nach Bedarf stille, verwöhne ich es und es wird nie selbstständig.

Wie ich bereits in einem anderen Artikel schrieb, hat das Stillen nach Bedarf nichts mit Verwöhnen zu tun, wie wir es in unserer Gesellschaft verstehen. Das direkte Befriedigen von Bedürfnissen wirkt sich nachweislich positiv auf die Entwickelung eines Kindes aus. Es ist außerdem erwiesen, dass ein Baby mindestens im ersten Lebnesjahr nicht "verwöhnt" werden kann. Dies kannst du bspw. dieser Zusammenfassung der Studie Twenty-year Follow-up of Kangaroo Mother Care Versus Traditional Care des Fachmagazins Pediatrics entnehmen.

Bei Babys, deren Bedürfnisse schnell befriedigt wurden und die daher auch nach Bedarf gestillt wurden, wurde festgestellt, dass sie selbstbewusster sind. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass sie dadurch "nur an Mama hängen" und nicht selbstständig werden. Auch dies ist durch Studien belegt, wie bspw. der Kontrollstudie Increased Carrying Reduces Infant Crying: A Randomized Controlled Trial, ebenfalls vom Pediatrics Magazin veröffentlicht, zu entnehmen ist.

Mein Baby darf an der Brust nicht "nuckeln".

Stillen bedeutet viel mehr als die reine Nahrungsaufnahme. Beim Stillen werden auch andere Bedürfnisse wie das nach Nähe und Sicherheit befriedigt. Auch das starke Saugbedürfnis, welches viele Neugeborene haben, wird beim Saugen an der Brust befriedigt.

Wenn das Baby die Brust gut im Mund hat, d.h. nicht nur an der Warze "nuckelt" und die Mama keine wunden Brustwarzen oder Schmerzen hat, darf das Baby theoretisch so viel es möchte an der Brust sein. Bei Schmerzen oder wunden Brustwarzen sollte immer nach der Ursache gesucht werden. Hierfür würde ich empfehlen, eine Stillberaterin zu kontaktieren.

Wenn ich krank bin, muss ich abstillen

Foto einer Tasse, einer Brille und einer Packung Taschentücher.

Nein. Bei fast allen Krankheiten äußern sich die Symptome erst deutlich nach der Ansteckung, sodass der Erreger wahrscheinlich ohnehin bereits auf das Baby übertragen wurde. Es gibt nur sehr wenige Krankheiten, bei denen das Stillen nicht empfohlen wird. In diesen wenigen Fällen reicht aber meist auch eine Stillpause für die Zeit der Erkrankung aus.

Das Abstillen während einer Krankheit verursacht zudem eine zusätzliche Belastung für die Mama, was die Heilung verlangsamt. Mit dem plötzlichen Abstillen können außerdem auch verschiedene Komplikationen auftreten. Bei Fragen würde ich empfehlen einen stillfreundlichen Arzt, bzw. eine stillfreundliche Ärztin zu kontaktieren.

Weitere Informationen zu diesem Thema und auch gezielt zu verschiedenen Erkrankungen kannst du in dem Artikel Mutter krank - Abstillen meist nicht nötig der Pharmazeutischen Zeitung nachlesen.

Medikamente sind nicht stillverträglich, also muss ich abstillen, wenn ich Medikamente nehmen muss.

Ja, bei den meisten Packungsbeilagen bei Medikamenten steht drin, dass sie in der Stillzeit nicht genommen werden dürfen. Es handelt sich dabei jedoch in den meisten Fällen schlicht um eine Absicherung seitens der Pharmaunternehmen, weil es in den meisten Fällen keine ausreichenden Untersuchungen diesbezüglich gibt.

Wer wirklich wissen will, ob ein Medikament stillverträglich ist, dem empfehle ich Pharmakovigilanz - und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin (www.embryotox.de). Das Institut wird mit öffentlichen Geldern gefördert und ist somit unabhängig. Bei Unsicherheiten kann ein Arzt, eine Ärztin oder eine Hebamme dort auch anrufen und sich beraten lassen.

Grundsätzlich gilt es bei Medikamenten immer abzuwägen, wie notwendig die Einnahme ist, ob es muttermilchgängig ist und wie sie das Baby beeinflussen könnten. In vielen Fällen ist eine kurzzeitige Einnahme möglich oder aber es gibt stillverträgliche Alternativen.

Ich darf in der Stillzeit keinen Alkohol trinken.

Foto von Frauen mit Weingläsern.

Dass Alkohol nicht gut ist, darin sind sich alle einig. Dies gilt jedoch gleichermaßen für alle Menschen, egal ob stillend oder nicht. Fakt ist, dass Alkohol in die Muttermilch übergeht. Es konnten jedoch bisher keine Schäden beim Säugling festgestellt werden, sofern es sich um eine geringe Menge handelt und nicht jeden Tag getrunken wird.

Es bringt auch nichts, die Milch dann abzupumpen und zu verwerfen. Die Milch wird in einem ständigen Austausch gebildet. Sinkt der Alkoholpegel im Blut der Mutter, sinkt er ebenso in der Muttermilch.

Weitere Informationen zum aktuellen Kentnissstand kannst du im Artikel Alkohol und Stillen: eine Zusammenfassung des Kenntnisstandes des Europäischen Instituts für Laktation und Stillen nachlesen.

Wenn ich rauche, darf ich nicht stillen

Foto einer rauchenden Frau.

Dass Rauchen ungesund ist, weiß wohl jeder. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Stillen in Bezug auf die Gesundheit des Kindes wurde untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Risiken durch die Formulanahrung höher sind, als durch die Muttermilch einer rauchenden Mutter. Optimal wäre natürlich dennoch, nicht zu rauchen. Das Passivrauchen durch die Kleidung und Rückstände auf der Haut haben einen größeren Einfluss auf das Kind als das stillen selbst.

Für rauchende Mütter gilt, je weniger desto besser. Zudem sollte möglichst direkt nach dem Stillen geraucht werden, damit die Inhaltsstoffe schon weitestgehend wieder abgebaut werden können bzw. die Dosis so gering wie möglich zu halten.

Weitere Informationen zum Rauchen in der Stillzeit, ebenso wie dem Konsum anderer Genussmittel kannst du im Artikel Genussmittel in der Stillzeit von www.still-lexikon.de nachlesen.

Ich darf in der Stillzeit keinen Kaffee trinken

Foto einer Tasse mit Kaffee.

Falsch. Ein moderater Kaffeekonsum wirkt sich nicht negativ auf das Kind aus. Es konnten grundsätzlich keine Veränderungen beim Kind festgestellt werden. Außerdem geht nur ein sehr geringer Teil des Koffeins überhaupt in die Muttermilch über. Wer sich dennoch unsicher ist, kann den Kaffee direkt nach dem Stillen trinken. Nach einer Viertelstunde kann Koffein in der Milch nachgewiesen werden, nach einer Stunde ist die Konzentration am höchsten.

Bei größeren Mengen Kaffee am Tag (6-8 Tassen) werden auch beim Baby Symptome deutlich wie bspw. Hyperaktivität oder weniger Schlaf.

Ich habe abends weniger Milch, deshalb weint mein Baby mehr.

Nein, das stimmt in den meisten Fällen nicht. Dass viele Babys abends mehr weinen, liegt meist daran, dass sie die Eindrücke und Reize des Tages verarbeiten müssen.

Im Sommer muss ich meinem Baby zusätzlich Wasser oder Tee geben damit es keinen Durst hat.

Babys haben im Sommer bzw. bei heißen Temperaturen vermehrt Durst, genau wie wir auch. Es ist jedoch ein Mythos, dass sie dann zusätzlich Wasser oder anderweitige Flüssigkeit neben dem Stillen benötigen würden. Die Nieren von Babys sind noch nicht ausgereift und können Wasser nicht ausreichend verarbeiten.

Dies kannst du auch in Kurzform in dem Artikel Wenn Wasser Babys vergiftet von Focus online nachlesen.

Der zusätzliche Flüssigkeitsbedarf kann einfach durch vermehrtes Stillen befriedigt werden. Dein Baby wird dann höchstwahrscheinlich meist kürzer stillen, als du es gewohnt bist. Dies hat den Grund, dass im späteren Verlauf der Stillmahlzeit fettreichere, kalorienreichere Milch kommt. Die Milch zu Beginn einer Mahlzeit stillt daher hauptsächlich den Durst.

Mein Kind will einfach nicht mehr stillen (mit ein paar Monaten).

Das natürliche Abstillalter liegt zwischen zwei und sieben Jahren (was nicht heißt, dass jeder so lange stillen muss). Wenn Babys mit ein paar Monaten die Brust "verweigern", kann das vielfältige Ursachen haben. Mithilfe einer Stillberaterin kannst du über verschiedene Möglichkeiten sprechen. Möglich ist bspw. eine sogenannte "Saugverwirrung" die Ursache für vorhandene Probleme oder aber ein neugieriges Kind, welches sich nicht gut auf das Saugen konzentrieren kann.

In den meisten Fällen lassen sich solche Stillprobleme mit oder ohne Unterstützung relativ schnell beheben und das Stillen ist für euch wieder entspannter.

Nicht selten handelt es sich um auch um einen "Stillstreik", bei dem das Baby die Brust teilweise oder ganz verweigert. Mögliche Ursachen dafür werden in dem Beitrag Wie erkenne ich einen Stillstreik, und wie soll ich damit umgehen? von La Leche Liga (LLL) beschrieben.

Die heutige Formulamilch ist doch (fast) genauso gut wie Muttermilch.

Nein. Formulamilch wird wahrscheinlich niemals an die Zusammensetzung der Muttermilch heran kommen. Es sind nicht einmal alle Bestandteile der Muttermilch und deren Funktion im Körper bekannt und erforscht. Zudem variiert die Zusammensetzung der Milch von Mutter zu Mutter, im Laufe der Stillmahlzeit und mit dem Alter des Kindes.

Dennoch hat sich die Formulamilch in den letzten Jahren deutlich verbessert und wird es auch immer weiter tun. Wer mit PRE-Milch zufüttern muss, sollte optimalerweise verschiedene Testberichte vorher gelesen haben, da die Qualität der unterschiedlichen Marken sehr schwankt. Wichtig ist dabei, zu beachten, wer die Tests durchgeführt hat und ob sie gesponsert wurden.

Schmerzen gehören zum Stillen dazu.

Schmerzen beim Stillen sind immer ein Indiz, einmal genauer hinzuschauen. Die meisten Schmerzen entstehen durch ein falsches Anlegen. Andere Faktoren können mithilfe einer Stillberaterin abgeklärt werden.

Manche Frauen haben kurz nach der Geburt Schmerzen beim Stillen. Hier ist zu differenzieren, ob die Schmerzen in Zusammenhang mit Nachwehen bzw. der Rückbildung der Gebärmutter stehen, ob es sich um einen "Gewöhnungsprozess" der Brüste handelt oder ob andere Ursachen vorhanden sind.

Meist legt sich der anfängliche Schmerz beim Stillen nach kurzer Zeit. Ich würde jedoch immer empfehlen, bei Schmerzen beim Stillen eine Stillberaterin zu kontaktieren, damit sie sich das Anlegen anschauen und andere Ursachen abklären kann. Damit können weitere Frustration, Stress und Schmerzen vermieden werden.

Mögliche Schmerzursachen beim Stillen werden genauer im Artikel Schmerzen beim Stillen von www.still-lexikon.de beschrieben.

Ich darf als Mama keine blähenden Sachen, keine Früchte, etc. mehr essen, weil mein Baby sonst Bauchschmerzen oder einen wunden Po bekommt.

Die Milch wird aus dem Blut gebildet. Inhaltsstoffe aus dem Essen gehen natürlich ins Blut über, die blähende Wirkung von Kohl oder Ähnlichem jedoch nicht. Besonders wenn du auch in der Schwangerschaft ausgewogen gegessen hast, sollte dein Baby durch die Muttermilch keine starken Koliken bekommen, wenn du Kohl gegessen hast.

Die meisten Blähungen bei Babys haben andere Ursachen, wie bspw. wenn dein Baby viel Luft schluckt. Was du bei Bauchweh oder Blähungen bei deinem Baby machen kannst, kannst du in meinem Artikel 9 Tipps bei Babybauchweh nachlesen.

Solltest du dennoch den Verdacht haben, dass dein Baby auf ein Lebensmittel reagiert, kannst du dieses gezielt eine Zeit lang weglassen und schauen, ob dein Baby dadurch weniger Probleme mit Bauchweh hat.

Weitere Tipps und Informationen zur Ernährung während der Stillzeit kannst du in dem Beitrag Ernährung in der Stillzeit von www.kindergesundheit-info.de nachlesen.

Wenn mein Baby krank ist, muss ich es abstillen.

Nein, das stimmt nicht. Manchmal kursiert das Gerücht, dass Babys bspw. bei Durchfall eine spezielle "Durchfallmilch" aus der Flasche bräuchten, aber wie ich schrieb, handelt es sich dabei nur um ein Gerücht.

In der Muttermilch sind diverse Antikörper und andere wertvolle Inhaltsstoffe enthalten, die dein Baby beim Gesundwerden unterstützen. Zudem wäre ein plötzliches Abstillen in einer Krankheitsphase eine zusätzliche und unnötige Belastung.

Ich muss meine Brust nach und vor jedem Stillen abwaschen

Auch das ist nicht richtig. Die Brust wird nicht infiziert durch den Speichel und kann auch dein Kind nicht krank machen, wenn du sie vorher nicht reinigst.

In Ausnahmefällen wie bspw. blutigen Wunden an der Brustwarze kann ein Spülen nach dem Stillen sinnvoll sein. In allen anderen Fällen ist dies jedoch nicht hilfreich, sondern belastet eher unnötig das Gewebe. Am einfachsten ist es, die Muttermilch nach dem Stillen einfach kurz antrocknen zu lassen. Durch die besondere Zusammensetzung der Milch pflegt und schützt dies die Brust.

Allgemein sollte die Brust einmal täglich mit klarem Wasser gewaschen werden. Seife und Desinfektionsmittel solltest du vermeiden.

Ich muss immer beide Brüste stillen damit mein Baby genug Milch bekommt.

Bei den meisten Frauen reicht es, wenn sie nur eine Brust pro Stillmahlzeit stillen. Dabei kannst du dein Baby an einer Seite saugen lassen, so lange es möchte. Solltest du nach einer Seite das Gefühl haben, dass es noch Hunger hat, kannst du natürlich die zweite Brust noch anbieten.

Wenn du beide Seiten stillst, solltest du beim nächsten Anlegen mit der zweiten Brust beginnen. Dadurch wird die Milchbildung gleichmäßig angeregt. Ansonsten wechselst du einfach immer.

Wahrscheinlich wirst du auch merken oder fühlen, welche Seite du zuletzt gestillt hast, sodass dafür keine Erinnerungsbänder oder irgendwelche Apps notwendig sind.

Ich habe kleine Brüste, deshalb habe ich auch nicht so viel Milch.

Das stimmt nicht. Die Stillfähigkeit ist nicht abhängig von der Brustgröße. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Frauen, die anatomisch bedingt nicht oder nicht ausreichend stillen können.

Einen kurzen Beitrag zu diesem Thema findest du im Artikel Können Frauen mit kleinen Brüsten stillen? auf der Seite das-geheimnis-gesunder-kinder.de.

Mein Mutter/ Schwester/ Tante konnte nicht stillen, deshalb kann ich es auch nicht.

Auch dies sagt nicht, dass du allein deswegen nicht stillen könntest. Ob das Stillen klappt oder nicht, hängt von mehreren Faktoren ab. Gibt es in der Familie und im Freundeskreis Vorbilder, bei denen das Stillen gut klappt, ist es jedoch einfacher.

Das liegt jedoch nicht am Verwandschaftsgrad, sondern an der Vorbildfunktion. Wenn du Frauen siehst, bei denen das Stillen gut klappt, gehst du automatisch optimistischer an das Stillen heran. Das heißt nicht, dass du dir irgendwelche Vorwürfe machen solltest, wenn du Probleme hast. Meist fehlt es nur an Unterstützung. Vielleicht hilft es dir schon darüber zu sprechen.

Wenn ich nicht genug esse, habe ich nicht genug Milch.

Die Zusammensetzung der Milch ist (fast) unabhängig von unserer eigenen Nahrung. Die Menge an Vitaminen, Nährstoffen, etc. verändert sich kaum. Dies betrifft dann sowohl eine ungesunde Ernährung, als auch eine Mangelernährung.

Das heißt, dass eher du als Mama einen Mangel bekommst, als dass deine Milch zurückgeht. Deine Milchmenge wird erst relativ spät zurückgehen. Wichtig ist, dass du in jedem Fall mindest 1800kcal zu dir nimmst, da sonst Fremdstoffe des Fettgewebes mit in die Muttermilch übergehen.

Wenn ich abgestillt habe, werde ich kleinere Brüste/ Hängebrüste haben.

Die Beanspruchung der Brüste hängt nur zu einem kleinen Teil mit dem Stillen zusammen. Die größten Risikofaktoren für Hängebrüste sind Schwangerschaften und Älterwerden.

Wenn du um keinen Preis Hängebrüste möchtest, darfst du also weder schwanger noch älter werden.

Manchmal wirken die Brüste nach dem Abstillen kleiner. Dies hängt mit der Veränderung des Gewebes zusammen. Bereits in der Schwangerschaft geht der Anteil des Fettgewebes zurück und der Anteil des Drüsengewebes steigt an.

Wenn du nun abstillst, geht das Drüsengewebe wieder zurück. Nicht selten dauert es etwas bis die Menge Fettgewebe wieder aufgebaut wird wie vor der Schwangerschaft. Bei manchen Frauen bleiben die Brüste auch etwas kleiner als vor der Schwangerschaft.

Wenn ich abends die Flasche gebe, schläft mein Baby besser und länger.

Das häufige Aufwachen von Babys hängt nur zu einem Teil mit der Muttermilch als solcher zusammen. Ja, Muttermilch ist leicht und schnell verdaulich, Formulamilch benötigt für die Verdauung mehr Zeit.

Babys wachen jedoch auch auf, wenn sie satt sind. Sie vergewissern sich, dass "alles gut" ist und dass sie in Sicherheit sind. Dabei spielt das evolutionäre Programm unserer Gene eine große Rolle. Deshalb schlafen Babys auch fast immer am besten, wenn sie in unserer Nähe sind. Die Anwesenheit eines Erwachsenen bedeutet nämlich in aller Regel Sicherheit und dass eben auch schon vor Jahrtausenden.

Ich bin wieder schwanger, deshalb muss ich abstillen.

Nein, nicht zwangsläufig. Es gibt einige Frauen, denen das Stillen während einer Schwangerschaft unangenehm ist. Dies hängt mit der Empfindlichkeit der Brustwarzen zusammen.

Ein weiterer Aspekt, der mit einer Schwangerschaft einhergeht ist, dass die Milchmenge spätestens ab der 20. Schwangerschaftswoche deutlich zurückgeht. Ebenso ändert die veränderte hormonelle Situation den Geschmack der Milch. Beides hat Einfluss auf die Stillbeziehung.

Bei einer gesund verlaufenden Schwangerschaft kann auch bis zum Ende gestillt werden, ohne dass dadurch eine Frühgeburt begünstigt würde. Bei vermehrten vorzeitigen Kontraktionen wird eher vom Stillen abgeraten. Hier hat das Ungeborene im Bauch die Priorität.

Weitere Informationen zum Stillen in der Schwangerschaft, ebenso wie zum sogenannten Tandemstillen kannst du in dem Artikel Stillen in der Schwangerschaft und Tandemstillen von www.stillkinder.de nachlesen.

Ich habe extrem viel abgenommen durch das Stillen und habe dadurch keine Kraft mehr.

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb du während der Stillzeit viel abgenommen haben könntest.

Eine simple Möglichkeit ist, dass du nicht ausreichend Kalorien zu dir genommen hast. Das ausschließliche Stillen verbraucht täglich ca. 630 Kalorien zusätzlich. Die Menge wird häufig unterschätzt. Da wir in der Schwangerschaft in der Regel mehr zunehmen als das Gewicht des Kindes samt Fruchtwasser und Plazenta, reichen den meisten Frauen zusätzliche 200-300 Kalorien für das Stillen. Dabei nehmen sie dann langsam etwas weiter ab.

Wenn du in der Schwangerschaft nur wenig zugenommen hast und insgesamt schmal bist, ist empfehlenswert deutlich mehr zu essen. Dabei ist es wichtig, möglichst abwechslungsreich und gesund zu essen, denn auch eine einseitige Ernährung kann dazu führen, dass du dich kraftlos fühlst.

Ich würde dir in jedem Fall ein Ernährungstagebuch empfehlen, wenn du das Gefühl hast, zu viel abzunehmen. Dadurch erhälst du schnell einen Überblick, ob du wirklich ausreichend isst.

Wenn das Essen nicht die Ursache ist, kommen auch verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse infrage. Dies kannst du einfach mit deinem Arzt besprechen, der ein entsprechendes Blutbild veranlassen und auch einen Ultraschall machen kann.

Auch Stress kann sich hier auswirken.

Sollte keine der Ursachen bei dir passen, würde ich dir empfehlen, dich mit deinem Arzt zu beraten, was noch möglich wäre.

Jede Breimahlzeit ersetzt eine Stillmahlzeit

Foto eines Baby, welches einen Löffel mit Brei in den Mund gesteckt bekommt.

Nein, das stimmt nicht. Beikost heißt nicht umsonst Bei-Kost. Es wird nebenbei immer noch weiter gestillt. Die aufgenommene Beikostmenge beeinflusst, wie viel weniger du letztlich auch stillst. Wahrscheinlich werden sich die Stillmahlzeiten in den ersten Monaten nach der Beikosteinführung nicht drastisch reduzieren.

Die meisten Babys werden daher nach dem Füttern oder Selbst essen bei Finger Food / Baby Led Weaning (BLW) noch gestillt.

Weitere Informationen zur Beikosteinführung kannst auf der Seite Beikost-Empfehlungen vom Europäischen Institut für Laktation und Stillen nachlesen. Auch auf meinem Blog findest du im Artikel Rund um die Beikost und Beikosteinführung Informationen und Empfehlungen dazu.

Wir haben schon mit Beikost angefangen. Jetzt nimmt mein Baby nicht mehr richtig zu, also muss ich weniger stillen und mehr Brei füttern.

Wenn dein Baby nach Einführung von Beikost nicht mehr richtig zunimmt, kann das verschiedene Ursachen haben.

Eine Möglichkeit ist, dass die Nahrung, die dein Baby nun zusätzlich bekommt, nicht besonders kalorienreich ist. Gemüse oder viele Obstsorten sind bspw. zwar sehr vitaminreich, enthalten allerdings wenig Kalorien. Außerdem ist das Vorurteil, dass Fett schlecht und schädlich wäre, hier wirklich ungünstig. Fette sind sehr wichtig für unseren Körper, u.a. auch zur Aufnahme von Vitaminen. Es kommt also auch auf die Wahl der Beikost an. Hier können im Zweifelsfall Beratungen von Hebammen, Ernährungsberatern, Stillberaterinnen oder dem Kinderarzt weiterhelfen.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass zu schnell zu viel Beikost eingeführt wurde. Wie ich oben bereits schrieb, ist Beikost nicht immer besonders fettreich. Muttermilch ist jedenfalls sehr viel fett- und kalorienreicher. Du könntest also zunächst die Beikostmenge wieder etwas reduzieren und wieder mehr stillen, damit dein Baby ausreichend Kalorien zu sich nehmen kann.

Ich habe Zwillinge und muss deshalb zufüttern.

Auch das ist nicht richtig. Wenn du Zwillinge hast, musst du nicht zwangsläufig zufüttern. Hier gilt, wie immer beim Stillen, die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn du also viel und ausgiebig anlegst, wird sich die Milchmenge schnell an die Bedürfnisse beider Babys anpassen.

Besonders bei Zwillingen gilt es allerdings angenehme Stillpositionen zu finden, auch um möglicherweise beide Babys parallel zu stillen. Dies kann Zeit sparen, erfordert anfangs jedoch etwas Übung. Eine Stillberaterin oder deine Hebamme hilft dir sicherlich bei deinen Fragen.

Beim Abpumpen kommt nur wenig Milch, kein Wunder, dass mein Baby nicht satt wird.

In meinen Stillbegleitungen höre ich immer wieder, dass beim Abpumpen kaum Milch kommen würde. Dabei sind die Mütter sehr besorgt über ihre Milchmenge.

Die Milchmenge, die du abpumpst, sagt jedoch nicht viel über deine tatsächliche Milchmenge aus. Es gibt einige Frauen, die beim Pumpen sehr wenig Milch gewinnen können. In vielen Fällen ist die Kombination aus Pumpen und Handentleeren, sowie einer Vorbereitung mit Wärme und Massage am effektivsten, um Milch zu gewinnen und die Milchbildung gezielt anzuregen.

Weitere Informationen zum Abpumpen selbst und auch zur Aufbewahrung der Muttermilch kannst du in dem Artikel Abpumpen und Aufbewahren von Muttermilch von www.still-lexikon.de nachlesen.

Beim Stillen nach Bedarf muss ich mich für mein Kind aufopfern.

Das stimmt nicht!

Stillen bedeutet für mich niemals, dass sich jemand aufopfern muss. Es gilt immer individuelle Lösungen zu finden, wenn du dich gestresst oder überfordert fühlst. Häufig liegt die Ursache dafür auch gar nicht (ausschließlich) beim Stillen. Vielleicht magst du dir einmal überlegen, welcher Wunsch dahinter für dich steht. Vielleicht möchtest du einmal einen Abend mit Freundinnen essen gehen. Hierfür gibt es Möglichkeiten und Lösungen, ebenso wie für alle anderen Bedürfnisse.

Gleichzeitig finde ich auch immer wichtig, dass du dir bewusst machst, dass das ausschließliche Stillen ein verhältnismäßig sehr kurzer Zeitraum ist.

Auch hier möchte ich noch einmal daran erinnern, dass beim Stillen nach Bedarf durchaus auch der Bedarf der Mutter mit gemeint ist.

Ich muss jedes mal die Stillposition wechseln, damit ich keinen Milchstau bekomme.

Nein. Sehr viele Frauen stillen nur in einer oder zwei Positionen und bekommen nie einen Milchstau. Wichtig ist dabei immer das richtige, schmerzfreie Anlegen.

Wenn du zu Milchstau neigst oder merkst, dass bereits eine Stelle fest ist und spannt, macht es Sinn, die Position zu wechseln. Vorteilhaft ist dann, wenn der Unterkiefer des Babys in Richtung der gestauten Stelle liegt.

Solltest du bereits einen Milchstau haben, findest du in meinem Artikel Milchstau - Was hilft und woher kommt er? geeignete Maßnahmen, die dir helfen können. Ansonsten lass dich von deiner Hebamme oder Stillberaterin begleiten, auch um die Ursache für den Milchstau zu finden, damit er nicht wieder kommt.

Wenn ich stille, komme ich zu gar nichts mehr und sitze den ganzen Tag nur auf dem Sofa.

Gerade in der Anfangszeit wundern sich viele Mütter, wie viel Zeit sie mit dem Stillen verbringen. Das Baby stillt anfangs nämlich sehr oft und lange. Auch während Schüben oder Krankheitsphasen gibt es immer wieder soganntes Clusterfeeding, bei dem dein Baby gefühlt dauernd stillen möchte.

Das ist zunächst einmal ganz normal. Wenn du das Gefühl hast, dass diese Phase zu lange andauert und dein Baby möglicherweise auch nicht richtig zufrieden ist oder nicht ausreichend zunimmt, frage deine Hebamme, deinen Kinderarzt oder deine Stillberaterin.

Nach einer Zeit wirst du wahrscheinlich auch merken, dass die Stillmahlzeiten deutlich kürzer werden, sodass du nicht mehr den ganzen Tag mit Stillen beschäftigt bist. Außerdem könnte das Stillen mit Tragetuch oder Tragehilfe eine Möglichkeit sein, damit deine Bedürfnisse und die deines Babys befriedigt werden können. Achte aber dennoch darauf, dass du dir und deinem Baby genug Ruhephasen, nur für euch, gönnst. Auch wenn das gerade mit Geschwisterkindern nicht immer einfach ist.

Mehr Informationen zum Clusterfeeding findest du in dem Artikel Warum dein Baby manchmal ständig stillen möchte und wie Du damit umgehen kannst von www.entspanntstillen.de.

Wenn ich stille, darf ich keinen Sport machen.

Foto einer Frau, die in einem Schwimmbecken am Kraulen ist.

Häufig, nicht immer, steckt hinter dem Wunsch Sport zu machen, der Wunsch des Abnehmens. Weiter oben habe ich bereits beschrieben, dass du während der Stillzeit normalerweise ganz automatisch langsam abnimmst. Wichtig ist beim Abnehmen in der Stillzeit immer, auf abwechslungsreiche, gesunde Mahlzeiten zu achten und mindestens 1800 Kalorien zu dir zu nehmen. Ansonsten sind Anteile des Fettgewebes in der Muttermilch nachweisbar. Außerdem könnte sich die Milchmenge reduzieren.

Gegen leichten, nicht übermäßigen Sport spricht während der Stillzeit überhaupt nichts. Wichtig ist, dennoch auf ausreichende Nahrungsaufnahme zu achten. Starker Sport kann zudem den Geschmack der Milch verändern, was manche Babys nicht mögen.

Ansonsten ist ausreichend Bewegung natürlich förderlich für deine Gesundheit, sowohl emotional, als auch körperlich und kann ein wichtiger Ausgleich sein. Im Artikel Sport während der Stillzeit von www.still-lexikon.de werden außerdem noch verschiedene Maßnahmen beschrieben, wie mögliche Probleme vermieden werden können.

Nun habe ich dir verschiedenste Ammenmärchen, Mythen und Vorurteile rund um das Thema Stillen beschrieben. Wenn du noch weitere Aussagen hast, die ich im Artikel nicht beschrieben habe, schreibe sie mir gerne in einem Kommentar. Dann werde ich den Artikel entsprechend ergänzen.

Bildquellen:

Das Titelbild kommt von pixabay.com.

Das 1. Bild im Artikel von dem weinenden Baby kommt von unsplash.com.

Das 2. Bild im Artikel mit der Tasse und den Taschentüchern kommt von unsplash.com.

Das 3. Bild im Artikel der Frauen mit den Weingläsern kommt von unsplash.com.

Das 4. Bild im Artikel von der rauchenden Frau kommt von unsplash.com.

Das 5. Bild im Artikel von der Kaffeetasse kommt von unsplash.com.

Das 6. Bild im Artikel von dem Baby, welches gerade ein Löffel mit Brei in den Mund gesteckt bekommt, kommt von unsplash.com.

Das 7. Bild im Artikel von der Frau, die in einem Schwimmbad am Kraulen ist, kommt von unsplash.com.