Die Gründe, warum Frauen sich für eine Hausgeburt entscheiden, sind sehr vielfältig. Sie reichen von Angst vor Kliniken aufgrund negativer Erfahrungen, über die weiten Anfahrtwege aufgrund von Kreißsaalschließungen hin zu einer Kritik an der medizinischen Geburtshilfe.

Katharina von ichgebaere.com hat darüber einen sehr ausführlichen Artikel geschrieben.

An diesem Punkt möchte ich jedoch noch einmal erwähnen, dass sich Frauen in erster Linie dafür rechtfertigen (müssen), dass sie eine außerklinische Geburt, also eine Hausgeburt oder Geburtshausgeburt wünschen. Frauen, die in einer Klinik gebären möchten, spüren diesen Rechtfertigungsdruck meist nicht.

Hier kommt mit ins Spiel, dass es in Deutschland die Norm ist, dass Frauen in einer Klinik ihr Baby zur Welt bringen. Nur etwa 2 % der Babys werden außerklinisch geboren.

Aufnahme eines neugeborenen Babys in ein Tuch gewickelt.

Grundsätzlich möchte ich an dieser Stelle deutlich machen, dass es vollkommen in Ordnung ist, in einer Klinik zu gebären. Es ist auch vollkommen in Ordnung, sich für eine Hausgeburt zu entscheiden. An sich hat die Wahl des Geburtsortes erst einmal keine Wertung. Niemand sollte sich grundsätzlich rechtfertigen müssen. Viel wichtiger ist, dass der gewählte Geburtsort wirklich zu dir passt (leider gibt es nicht immer eine freie Wahl). Mehr dazu kannst du in meinem Artikel So findest du den passenden Geburtsort nachlesen.

Ich möchte nun näher darauf eingehen, warum ich mich bei meinen Töchtern jeweils für eine Hausgeburt entschieden habe.

Mein Weg zur Mama begann 2013 mit der Schwangerschaft meines Sohnes. Zu dem Zeitpunkt war es für mich selbstverständlich, dass er in einer Klinik geboren werden würde. Über Alternativen wurde nie wirklich gesprochen und ich habe darüber auch keine Gedanken gemacht. Ich suchte mir eine Beleghebamme für eine Klinik, in die ich zur Geburt gehen wollte. Da nur eine Hebamme dort einen Belegvertrag hatte, hatte ich nicht wirklich eine Wahl.

Leider verlief die Geburt nicht so, wie ich es mir ausgemalt und gewünscht hatte. Das hatte sicherlich mehrere Gründe. Dazu zählte unter anderem, dass ich zu wenig informiert war, zu früh in die Klinik fuhr und relativ schnell mit verschiedensten Interventionen begonnen wurde.

In der Reflexion dieser Geburtserfahrung wurde für mich deutlich, dass ich mich zudem in dieser Umgebung, dem Kliniksetting nicht öffnen konnte. Ich konnte nicht loslassen, kam nicht in den Geburtsflow und so folgte eine Intervention auf die andere.

Mir wurde klar, dass ich mich nur zu Hause in meiner gewohnten Umgebung mit mir vertrauten Menschen und Gerüchen und Geräuschen wirklich sicher fühle. Als ich wieder schwanger war, kontaktierte ich daher frühzeitig eine Hebamme, welche mich bei der Hausgeburt begleiten konnte.

Aufnahme der Füße eines Neugeborenen.

Ich wollte einen natürlichen und gesunden Blick auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Das ist einer Klinik leider nicht immer der Fall. Hier steht doch eher die Pathologie, das Schwierige und Kranke im Mittelpunkt.

Außerdem wollte ich der Interventionskaskade, welche ich bei meiner ersten Geburt erlebt hatte, entgehen. Bei Hausgeburten stehen für Interventionen schlicht nicht so viele Möglichkeiten zur Verfügung und sie sind insgesamt auch deutlich seltener notwendig.

An dieser Stelle finde ich es noch einmal wichtig zu erwähnen, dass Hausgeburten natürlich nur unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland gemacht werden (dürfen). Sobald sich einer Schwangerschaft Schwierigkeiten oder im Geburtsverlauf Schwierigkeiten abzeichnen, ist eine Hausgeburt in einer Klinik sicherer und wird von keiner Hebamme zu Hause betreut.

Ich wollte eine Geburt, die ich selbstbestimmt erleben konnte. Ich wollte nicht fremdgesteuert sein. Meine Frauenärztin, die damals noch in der Klink arbeitete, erzählte mir, dass immer wieder Unsicherheit in Bezug auf meiner Geburt bestand. Ich spürte diese Zweifel ebenfalls. Ich wurde sehr häufig gefragt, auch schon in der Schwangerschaft, ob ich nicht von vorneherein einen Kaiserschnitt haben möchte. Ich hatte dies immer verneint.

Letztendlich habe ich genau das erlebt, was ich nie wollte. Das wollte ich nicht noch einmal. Vielleicht steckte auch etwas Trotz dahinter und der Gedanke, dass es ihnen schon beweisen würde.

Der Punkt, der für mich jedoch auf wichtigsten war, ist weiterhin jener, dass ich mich zu Hause zu 100 % sicher fühle und hier wirklich loslassen und mich öffnen kann.

Was ebenfalls eine Rolle spielte, war der Fakt, dass ich bereits weitere Kinder hatte und nach der Geburt direkt auch mit den Geschwisterkindern kuscheln wollte. Ich wollte uns das Ankommen als Familie erleichtern, indem ich nicht erst nach Hause fahren musste. Außerdem wollte ich mir beziehungsweise meinen Kindern die Option offen halten bei der Geburt mit dabei zu sein.

Bei meiner dritten Geburt war es meiner Tochter beispielsweise wichtig, dass sie die Nabelschnur durchtrennen würde. Das war natürlich erstmal nur ein Plan und wir müssten schauen, ob es wirklich möglich sein würde. Letztendlich war es möglich und sie war sehr stolz darauf.

Aufnahme von der Durchtrennung der Nabelschnur nach der Geburt.

Je mehr ich las und mich informierte, umso mehr wurde ich ich in meinem Wunsch der Hausgeburt bestärkt.

Nun, mehr als neun Jahre nach meiner ersten Geburt, habe ich zwei Hausgeburten erleben dürfen. Ich kann im Nachhinein für mich sagen, dass es auf jeden Fall die richtige Entscheidung war. Das lag auch an der guten Vertrauensbasis zu meiner Hebamme, die ich mir aufgebaut hatte. Ich wusste, dass sie mich und mein Baby gut einschätzen konnte und mir sagen würde, wenn es nicht mehr sicher wäre.

Aufnahme einer Frau im Geburtspool, während eine weitere Frau außerhalb des Pools sie unterstützt.

Vieles ist zu Hause anders verlaufen, als damals in der Klinik. Wahrscheinlich wäre eine zweite Geburt in der Klinik für mich auch noch einmal anders verlaufen als die erste. Dennoch war es für mich zu Hause genau so perfekt, wie es war.

Ich hatte zwischendurch immer mal wieder den Ansporn an mich, es doch auch ganz alleine ohne Hebamme zu schaffen. Letztendlich war ich jedoch froh, dass sie da war. Sie hat mir Sicherheit gegeben und mich unterstützt, wenn ich es brauchte. Ich bin froh, dass ich mich selbst nicht weiter unter Druck gesetzt habe, denn Geburt ist kein Wettbewerb.

Wenn du mehr über die Hausgeburten meiner Töchter lesen willst, findest du in meinem Blog dazu die Artikel Die Geburt meiner Tochter und Die Geburt unseres dritten Kindes.

Welchen Ort hast du für die Geburt gewählt? Würdest du im Nachhein sagen, dass das so für dich passend war? Ich freue mich von deinen Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren zu lesen.

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